Theater:

Alma Rosé

Schachnovelle

Glücklich wie Lazzaro

Djam

Ferdinand Schmalz

Orpheus + Eurydike

Ibsen Borkman

Der Sturm

Fool of Love

Raimund Alpenkönig

Prinz von Homburg

René Pollesch

Arthur Schnitzler
Der einsame Weg

maschek 101010

Filme:

Rückkehr nach Montauk

Aurore (2017)

Finsterworld

Sommerfest

Murer

Körper & Seele

Jim Jarmusch

The Price of Fame

Maikäfer flieg

Ewige Jugend

Taxi Teheran

Von Menschen und Pferden

Sils Maria

Lisboa
Wim Wenders

Jim Jarmusch

Michael Kohlhaas

Das Mädchen Wadjda

Innere Blutungen

Hannah Arendt

Oh Boy

Angels´Share

Cheyenne. This Must Be the Place

Der Name der Leute

Die Anonymen Romantiker

www.kino-ebensee.at

Peter Hacks »Die Sorgen und die Macht« Berlin Deutsches Theater.

Jura Soyfer. Der Lechner Edi schaut ins Paradies (1936)

Im weißen Rößl am Wolfgangsee (Berlin, Komische Oper)

Filme:

Immer Drama um Tamara

»Exit through the Gift Shop« Banksy

»Drei« Tom Tykwer

»Ich sehe den Mann deiner Träume«. (You Will Meet a Tall Dark Stranger) von Woody Allen

Musik:

Diknu Schneeberger

Daniel Kahn

Robert Schumann

Kulturimpulse

Alma Rosé

Das Leben einer großen Künstlerin zwischen Kultur und Barbarei
Wort-Musik-Collage
Corinna Harfouch (Rezitation), Latica Honda-Rosenberg (Violine) und Hideyo Harada (Klavier)

https://www.br-klassik.de/audio/interview-mit-schauspielerin-corinna-harfouch-zur-geigerin-alma-rose-100.html

http://www.stolpersteine-salzburg.at/de/orte_und_biographien?victim=Ros%C3%A9,Alma


An ihrer Wiege stand Gustav Mahler, an ihrer Bahre Josef Mengele.“ (Anita Lasker-Wallfisch, Cellistin im »Mädchenorchester«)

Interessante Fragestellungen:

  1. Wiens Musikleben vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg. Lebensläufe.
  2. Lagerkapellen in Konzentrationslagern. Maria Mandl und das „Mädchenorchester“. Wo kommen die Instrumente und Noten her?
  3. Aufgabenbereiche: Marschmusik für Arbeitskommandos, populäre Musik beim Eintreffen der Züge, Selektion, klassische Musik (Beethoven, Schubert, Schumann, Chopin etc für SS nach „Feierabend“, Puccini u.a. für  Mandl. Für Besucher von außen.
  4. Wie werden die „privilegierten“ Frauen des Orchesters von den übrigen Frauen des Lagers wahrgenommen?
  5. Struktur des Orchesters nach: Zahl der Frauen. Instrumenten (Sängerinnen), Nationalität, „arisch - nicht arisch“, sozialer Herkunft, musikalischer Vorkenntnisse (einige als Kopistinnen der Noten).
  6. Haltung gegenüber Alma Rosé (streng, präzise, klare Einschätzung: „Solange die Deutschen das Orchester haben wollen, gehen wir nicht in die Gaskammern . . .“)

Links:

https://www.br-klassik.de/audio/interview-mit-schauspielerin-corinna-harfouch-zur-geigerin-alma-rose-100.html

https://www.hdgoe.at/alma_und_arnold_rose

https://www.fembio.org/biographie.php/
frau/biographie/alma-rose/

https://www.oeaw.ac.at/detail/news/
holocaustforschung-nur-die-geigen-sind-geblieben

https://www.derstandard.de/story/
2000096429976/alma-rose-die-dirigentin-von-auschwitz

https://forbiddenmusic.org/2018/01/23/from-crossover-star-to-survivalist-the-unexpected-transformation-of-alma-rose/

Größere Bekanntheit erhielt das „Mädchenorchester“ durch das 1980 auf Deutsch erschienene Buch der Französin Fanja Fénelon (Fanny Goldstein, gest. 1983) und die kurz darauf erfolgte Verfilmung „Playing for Time – Spiel um Zeit“ mit Vanessa Redgrave.
Interview 1981
https://www.youtube.com/watch?
v=S_UaNMp9OHg

Weitere überlebende Frauen reagieren mit ihren bisher nicht veröffentlichten Erinnerungen.

Beispiele:

Anita  Lasker-Wallfisch  geb. 1925 in Breslau

https://www.dw.com/de/anita-lasker-wallfisch-95-ausschwitz-cello-m%C3%A4dchenorchester/a-42334862

https://www.youtube.com/watch?v=
RUPoJ8npt-Q

https://www.youtube.com/watch?v=
X6Xfd7StXS4

Esther Bejarano  gest. 10.Juli 2021

https://www.youtube.com/watch?v=
2SSKoJ1SRUY

https://www.ndr.de/geschichte/koepfe/Esther-Bejaranos-Leben-in-Bildern,bejarano111.html
https://orf.at/stories/3220535/

Hilde Grünbaum Zimche  geb. 1923 in Berlin

https://www.israelheute.com/erfahren/hilde-zimche-die-geige-rettete-ihr-das-leben/

2003 veröffentlicht der kanadische Musikkritiker Richard Newman mit Karen Kirtley eine präzise recherchierte Biographie Alma Rosés.

1969 wurde die Alma-Rosé-Gasse in Wien-Favoriten (10. Bezirk) nach ihr benannt.
In Wien-Floridsdorf (21. Bezirk) wurde im April 2020 der Alma-Rosé-Park eröffnet.

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/
Alma_Ros%C3%A9

 

Schachnovelle. Regie: Philipp Stölzl (2021) 
Drehbuch: Eldar Grigorian (geb. 1982 Riga/Lettland)

Was kann und darf eine Literaturverfilmung? Diese Frage stellt sich in jüngerer Zeit meist nicht mehr. Zu eigenständig agieren alle Beteiligten (Drehbuch, Regie, Darsteller etc) gemäß den „Gesetzen“ der Kunstform Film.

Stefan Zweig (1881-1942) setzt alle formalen und sprachlichen Mittel  der Novelle ein, um zunächst den außergewöhnlichen Werdegang des Schachweltmeisters und dann die schweren psychischen Folgen der Gestapohaft des Dr.B. zu vermitteln: Rahmenhandlung, Binnenerzählungen, Wechsel der Erzählperspektiven, Satzbau, Wortwahl.
Raum und Zeit werden mit den Mitteln des Erzählens erfahrbar. (Die Inhaltsangabe ist im Anschluss an die Film-Besprechung zu lesen.)

Die Kunstform Film bedient sich anderer „Instrumente“: Zu Beginn wird uns in opulenten Bildern das mondäne, großbürgerliche Wien der 30er Jahre in der Person des Dr. Josef Bartok (Oliver Masucci) und seiner charmanten Gattin  Anna (Birgit Minichmayr) vorgestellt. Sie bereiten sich auf den Besuch von „Schwanensee“ vor. Der Anwalt ist sich sicher, dass die für den 13. März 1938 anberaumte Volksabstimmung im Sinne der Regierung Schuschnigg ausgehen wird. Auch die Aufmärsche und Tumulte auf der Straße bringen ihn nicht aus der Ruhe. Nach der Vorstellung besucht das Paar noch eine vornehme Tanzveranstaltung. Auf dem Heimweg werden sie von einem Freund gewarnt, sie mögen noch in dieser Nacht Wien verlassen. Anna lässt sich zum Bahnhof bringen, Dr. Bartok  verbrennt noch einige Akten und versucht sich Codes einzuprägen. Gleich darauf wird er von der Gestapo verhaftet und ins Hotel Metropol gebracht, wo man in unvorstellbaren 12 Monaten versucht, von ihm den Zugang zu den von ihm verwalteten Konten von Adel und Klerus zu erfahren. . .  Von nun an wird  in eindrucksvoller Weise die Handlung auf dem Passagierdampfer, wo er immer wieder seine Gattin zu sehen und zu hören meint, mit der Handlung in Gestapohaft verwoben. Die Erinnerungen an  die Folter der Einzelhaft fließen in die Geschehnisse auf dem Schiff ein. Die Enge der Kajüte löst in ihm klaustrophobische Zustände aus. Die psychische Zerrüttung während des Schachspiels wird in erschütternden, eindrucksvollen Sequenzen auf beiden Zeitebenen sichtbar - die Wahrnehmung reduziert sich auf die Kleinheit des Schachbrettes. Übergroße Uhren werden am Schiff beim Überqueren jedes Breitengrades zurückgestellt . . .
Dieser Film wird alle beeindrucken, die anspruchsvolle Ausdrucksformen dieses Genres und schauspielerische Höchstleistungen schätzen.

Trailer
https://www.youtube.com/
watch?v=SXSJFtAmyQ0

Interview:  Oliver Masucci: https://www.youtube.com/
watch?v=LPlCQ_JjOhc

Interview: Regisseur Philipp Stölzl  https://www.youtube.com/
watch?v=_lMctNZqFng

Stefan Zweig

(1881-1942) wählte  die im europäischen Raum seit Boccaccio tradierte kurze, epische Erzählform. In der Rahmenhandlung auf einem Passagierschiff von New York nach Buenos Aires (keine präzisen Zeitangabe. Zweig reiste im August 1941 auf derselben Route) tritt ein aus Österreich stammender Journalist als Ich-Erzähler auf. Die erste, ausführliche Binnenerzählung ist dem damaligen Schachweltmeister gewidmet. Er stammt aus einfachsten Verhältnissen und soll über keinerlei Bildung verfügen.
Ein äußerst vermögender Mann ist bereit, eine große Summe Geldes zu zahlen, wenn der Schachweltmeister eine Partie gegen ihn spielt. Dieser knüpft seine Zusage an die Bedingung, gegen alle willigen (männlichen) Passagiere zu spielen. Der Millionär ist knapp davor zu verlieren, als ein Unbekannter ihm zu einem Remis verhilft.
Der Ich-Erzähler sucht zu ihm Kontakt. Es folgt die zweite Binnenerzählung, diesmal in der Ich-Form: Der Fremde stellt sich als Dr.B. aus Wien vor, er hat als Rechtsanwalt das Vermögen von Adel und Klerus „verwaltet“ und stand politisch dem „Ständestaat“  nahe. Am Abend vor dem 12. März 1938, dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich, wird er gewarnt, er solle Wien sofort verlassen. Er verbrennt wichtige Dokumente, andere Unterlagen bringt eine Haushälterin außer Haus. Dann wird er von der Gestapo verhaftet und in das inzwischen zur „Polizeileitstelle“ verwandelte Hotel Metropol gebracht.
Sie erinnern sich vielleicht, daß unser Kanzler und anderseits der Baron Rothschild, dessen Verwandten sie Millionen abzunötigen hofften, keineswegs hinter Stacheldraht in ein Gefangenenlager gesetzt wurden, sondern unter scheinbarer Bevorzugung in ein Hotel, das Hotel Metropole, das zugleich Hauptquartier der Gestapo war, überführt, wo jeder ein abgesondertes Zimmer erhielt. Auch mir unscheinbarem Mann wurde diese Auszeichnung erwiesen.

Dort wird in den kommenden Monaten auf eine „raffiniertere Methode“ als durch Qualen in einem Konzentrationslager versucht, aus ihm den Zugang zu den von ihm verwalteten Vermögen zu erpressen. Nach vier Monaten geschieht „etwas Unvorhergesehenes, was Rettung bot“. Am 27. Juli entwendet er ein kleines Büchlein. Zu seiner großen Enttäuschung ist es ein „Schachrepetitorium, eine Sammlung von hundertfünfzig Meisterpartien“. Nach ungefähr drei Monaten kann er alle Partien auswendig nachspielen. Die karierte Bettdecke dient als Schachbrett, die dazugehörigen Figuren fertigt er aus Brot. Die neuen Fertigkeiten sind ihm indirekt auch bei den Vernehmungen nützlich. Als neue Herausforderung beschließt er, neue Partien gegen sich selbst zu spielen. Durch dieses „Experiment“ gerät er in eine „solche künstliche Schizophrenie, eine solche Bewußtseinsspaltung mit ihrem Einschuß an gefährlicher Erregtheit“. Dr.B. bezeichnet seinen damaligen Zustand als „eine durchaus pathologische Form geistiger Überreizung . . ., für die ich eben keinen andern Namen finde als den bisher medizinisch unbekannten: eine Schachvergiftung.“ In einem „tollwütigen Zustand“ attackiert er den Wärter, fügt sich beim Versuch, aus dem Fenster zu springen, eine Schnittwunde zu und wird in ein Hospital gebracht. Inzwischen liegt das politische Hauptaugenmerk auf der Zerschlagung der Tschechoslowakei. Der behandelnde Arzt erreicht die Freilassung seines Patienten. Er muss innerhalb von vierzehn Tagen Wien verlassen.
„Anscheinend wirken in unserem Gehirn geheimnisvoll regulierende Kräfte, die, was der Seele lästig und gefährlich werden kann, selbsttätig ausschalten, denn immer, wenn ich zurückdenken wollte an meine Zellenzeit, erlosch gewissermaßen in meinem Gehirn das Licht; erst nach Wochen und Wochen, eigentlich erst hier auf dem Schiff, fand ich wieder den Mut, mich zu besinnen, was mir geschehen war.“
Er verspricht noch eine einzige Partie zu spielen, verfällt allerdings wieder in eine „fiebrige Verwirrtheit“. Der Ich-Erzähler befreit ihn flüsternd aus der misslichen Lage, Dr.B. bricht das Spiel ab, entschuldigt sich und fügt hinzu, dass er sich „das letzte Mal im Schach versucht habe“. Die Novelle endet mit den Worten des Schachweltmeisters:
»Schade«, sagte er großmütig. »Der Angriff war gar nicht so übel disponiert. Für einen Dilettanten ist dieser Herr eigentlich ungewöhnlich begabt.“

Dieser Text ist der letzte Text des Autors. Kurz vor seinem Freitod schickt er drei Typoskripte an zwei Verleger und einen Übersetzer..

Stefan Zweig:  Biografie
https://austria-forum.org/af/Biographien/Zweig%2C_Stefan

https://www.stefanzweig.digital/
o:szd.lebenskalender/sdef:TEI/get?locale=de

Zitate aus: https://www.projekt-gutenberg.org/zweig/schachno/schachno.html

Hotel Metropol: „Gestapoleitstelle“ ab März 1938
http://www.dasrotewien.at/seite/hotel-metropol

Louis Nathaniel von Rothschild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Louis_
Nathaniel_von_Rothschild

 

Glücklich wie Lazzaro/ Lazzaro felice (2018)   Drehbuch und Regie:
Alice Rohrwacher.

Pierrot, genannt Gilles (Antoine Watteau)
um 1719

"Mit diesem Film wollte ich die Leute berühren. Das ist meine Art, auf die politischen Veränderungen in Europa zu reagieren. Uns scheint vor lauter Wut die Empathie verloren zu gehen." (Interview, Spiegel, September 2018)

Die Eltern, Reinhard und Annalisa Rohrwacher, bewirtschaften bis heute einen Bio-Bauernhof, mit Bienenzucht und einigen Gästezimmern. (Wer den  Film „Land der Wunder“ /Le meraviglie aus dem Jahr 2014 kennt, hat eine ungefähre Vorstellung davon, welche Impulse für Alice Rohrwachers  filmisches Schaffen von ihrer Kindheit ausgehen.)
Von der realen Begebenheit, die ein Baustein des Drehbuchs ist, erfährt die 1981 in Fiesole/Florenz geborene Künstlerin während ihrer Schulzeit: Eine Marquesa verheimlicht „ihren“ Bauern und deren Familien, dass 1982 per Gesetz alle Halbpachtverträge abgeschafft wurden. Erst Jahre später wird „Il grande inganno – Der große Betrug“ publik. Die mediale Empörung verebbt rasch.

Mit großer Zuneigung werden zunächst die Landarbeiter (großteils Laiendarsteller) mit ihrem Gesang, ihrem Humor in ihren erbärmlichsten Lebensbedingungen vorgestellt. In ihrer Mitte bewegt sich ruhig und gehorsam ein junger Mann namens Lazzaro. (Assoziationen zur biblischen Figur des Lazarus, zu Heiligen, zum „tumben toren“, zu Simplex Simplicissimus, zu Watteaus Gemälde, zu diversen Märchen und dem Wolf  sind möglich. Der Vieldeutigkeit der Aussage stehen sie eher im Wege.)
Die Marquesa („Giftschlange“), ihr vom Husten geplagter Sohn Tancredi, der Verwalter und dessen Tochter tauchen wie aus einer anderen Welt auf. Sie verkörpern die Unmenschlichkeit und den Zynismus der Reste des Feudalsystems.
Eine Zäsur leitet die Handlung zu Gleisanlagen am Rande einer Großstadt. Motive aus Filmen des italienischen Neorealismo und  Pier Paolo Pasolinis (gest. 1975) sind erkennbar. Die ehemaligen Dorfbewohner führen ein kümmerliches Leben, als ihnen der alterslose Lazzaro wieder begegnet. (Antonia, dargestellt von Alba R., der Schwester der Regisseurin, lädt ihn ein, bei ihnen in einem stillgelegten Tank zu wohnen.) Wieder zeigt er dank seiner Präsenz andere Möglichkeiten menschlichen Handelns auf. Ausgerechnet in einer Bank überwältigen ihn angsterfüllte Menschen mit großer Brutalität. . . Ungefähr gleichzeitig äußert Pippo den Gedanken, in das Dorf Indiolata zurückzukehren.
Die Auswahl der Drehorte, die Vorteile der Verwendung des super 16 Film Formats sind weitere Elemente dieses außergewöhnlichen Films, der den Zusehenden unterschiedlichste Möglichkeiten der Wahrnehmung eröffnet.
"Glücklich wie Lazzaro" ist auf wunderbare Weise kompliziert: Er bringt das Wörtliche und das Allegorische, das Heilige und das Profane, die Wirklichkeit und das Märchen zusammen.

https://www.sueddeutsche.de/kultur/
italienischer-film-im-bann-der-giftschlange-1.4126196

Trailer
https://www.youtube.com/
watch?v=Ob5xSVtjmto

Interview https://www.arte.tv/de/videos/081907-004-A/gluecklich-wie-lazzaro-interview-mit-alice-rohrwacher/

https://www.tagesspiegel.de/kultur/kino-gluecklich-wie-lazzaro-der-mensch-ist-gut-die-leute-sind-schlecht/23059424.html

https://www.spiegel.de/kultur/kino/regisseurin-alice-rohrwacher-die-bodenstaendige-zauberin-a-1226866.html

 

Djam (2017) Drehbuch und Regie:
Tony Gatlif

Zu Beginn des Films tanzt und singt eine junge Frau in Minirock und sportlicher Jacke entlang eines Zaunes. Das Lied handelt von einer verführerischen, verheirateten Frau. Damit klingt ein wichtiges Motiv des Films an: Djams Mutter war Rembetiko-Sängerin. Vor Jahren folgte sie mit ihrer kleinen Tochter dem Lebensgefährten nach Paris. In seinem Lokal tröstete sie traurige Menschen im Exil mit dem Gesang zur Musik, die  als „griechischer Blues“ bezeichnet wird. Sie starb früh, Djam vermisst sie schmerzlich. Gesang und Tanz des Rembetiko sind für sie Ausdruck ihrer Rebellion und ihres Freiheitswillens. Inzwischen lebt sie mit ihrem „Onkel“ auf Lesbos, er betreibt eine Taverne, sein Ausflugsschiff liegt am Hafen,  es muss repariert werden. Aber in der Wirtschaftskrise bleiben die Touristen ohnehin aus. Eines Tages beauftragt er Djam, in Istanbul bei befreundeten Schmieden nach dem Muster der alten Pleuelstange des Schiffs sowjetischen Ursprungs eine neue fertigen zu lassen. Auf der Rückfahrt solle sie aus dem Haus des inzwischen verstorbenen Großvaters, eines ehemaligen Obristen, Fotos und Dokumente mitbringen. Diese Reise wird eine Aufeinanderfolge skurriler, dramatischer, mitleidserregender Begebenheiten, meist getragen von Hilfsbereitschaft und Verständnis. Djams Französischkenntnisse bringen sie in Kontakt mit einer jungen Französin aus einer der Vorstädte, die ausgeraubt und verzweifelt ihre Nähe sucht. (Sie wollte als freiwillige Helferin in einem der Flüchtlingslager  an der Grenze zu Syrien arbeiten.) In markanten Situationen wird zu Rembetiko-Melodien gesungen und getanzt, nicht aus Nostalgie, sondern weil sie der jeweiligen Stimmungslage zum Ausdruck verhelfen. (siehe Soundtrack)
Zurück in Lesbos wird deutlich, dass der Rembetiko neben Trauer und Wut auch Stolz und Lebenswillen der Menschen spiegelt: Die Taverne des „Onkels“ wird gepfändet, am Strand türmen sich Wracks von Schiffen der Geflüchteten und Berge von orangen Schwimmwesten. Die kleine Familie, ihre Freunde und das französische Mädchen besteigen das reparierte Schiff und fahren aufs Meer hinaus.

Inhalt und Trailer:
http://www.filmstarts.de/kritiken/
255877/kritik.html

https://www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/djam-2017

http://www.filmstarts.de/kritiken/
255877/soundtrack/

Biographie des Regisseurs (geb. 1948 in Algier, siehe auch „Gadjo Dilo“ 1997)

https://www.kino-zeit.de/personen/
tony-gatlif-2

Biografien der beiden weiblichen Hauptdarstellerinnen:

https://de.wikipedia.org/wiki/
Daphn%C3%A9_Patakia

https://fr.wikipedia.org/wiki/Maryne_Cayon

https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/
musik/artikel/rembetika

https://www.srf.ch/kultur/musik/der-griechische-rembetiko-lebt-wieder-auf-in-coverversionen

Film 1983, ist dem Leben der bekannten Rembetiko-Sängerin Marika Ninou nachempfunden: 

https://de.wikipedia.org/wiki/Rembetiko_(Film)

„Pioniere“ für Österreich: Lakis&Achwach

https://www.musicaustria.at/portraet-lakis-achwach

 

Ferdinand  Schmalz. der thermale widerstand (2016)

Wer durch diesen kuriosen Titel eines Theaterstücks (am 14.8.2020 als „szenische Lesung mit Autor und SchauspielerInnen“ in Bad Ischl im Historischen Kurmittelhaus präsentiert) neugierig wurde, dem seien die folgenden Informationen und Links empfohlen. Sie enthalten außer einigen biografischen Angaben  spannende Auskünfte über inhaltliche, sprachliche und theoretische Überlegungen des Autors mit den Künstlernamen Ferdinand Schmatz/Schmalz.

Geboren 1985 in Graz als Matthias Schweiger, österreichischer Dramatiker, Prosaist und Theaterwissenschaftler.
Er wuchs in Admont in der Obersteiermark auf. Er studierte Theaterwissenschaft und Philosophie in Wien. Am Schauspielhaus Wien und Schauspielhaus Düsseldorf war Schmalz als Regieassistent tätig. Er ist Mitglied im freien Kollektiv „mulde_17“ und ist Mitbegründer des Festivals „Plötzlichkeiten“, das im Juni 2012 im Theater im Bahnhof Graz erstmals stattfand. Für das Schauspielhaus GrazSchauspiel Leipzig und das Schauspielhaus Zürichentstanden Auftragswerke. Ferdinand Schmalz lebt in Wien.
Institut für Sprachkunst: https://www.dieangewandte.at/   

Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, 2017 gewann er mit dem Prosatext mein lieblingstier heißt winter den Ingeborg-Bachmann-Preis. 
Lesung und Diskussion der Jury: https://bachmannpreis.orf.at/v3/stories
/2843536/

https://www.nachtkritik.de/index.php?option=

com_content&view=article&id=13890:der-thermale-widerstand-das-wellness-stueck-von-ferdinand-schmalz-als-oesterreichische-erstauffuehrung-in-graz&catid=214:schauspielhaus-graz&Itemid=100190

Interviews:
Berlin 2016: https://www.youtube.com/watch?v=11T8arsn-Fc&feature=emb_rel_end

Zu Mülheimer Theatertagen 2017: https://www.youtube.com/watch?v=
Rl4SVsybYeo

Graz 2017 Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=
6JaG6INhS0M

Premiere Schauspielhaus Zürich 17. Sept. 2016  http://archiv.schauspielhaus.ch/de/play/607-Der-thermale-Widerstand

Deutsches Theater/Berlin 30. Sept. 2016 https://www.deutschestheater.de/programm/
archiv/a-e/der_thermale_widerstand/

Schauspielhaus Graz 21. April 2017  https://schauspielhaus-graz.buehnen-graz.com/play-detail/der-thermale-widerstand/

Vereinigte Bühnen Bozen Jänner 2018: https://www.youtube.com/watch?v=
1B0Pba7laUY

 

Orpheus und Eurydike

orfeo

Orpheus surrounded by animals. Ancient Roman floor mosaic, from Palermo, now in the Museo archeologico regionale di Palermo. Picture by Giovanni Dall'Orto.

Es gibt unzählige Deutungen und Traditionslinien antiker Mythen.  In Orpheus verbinden sich orientalische Motive mit  denen aus Thrakien und Makedonien zu unterschiedlichen Sagen. Apollo soll ihm eine Lyra geschenkt haben. Mit seinem Spiel und Gesang betört er Götter, Menschen, Tiere  und selbst Pflanzen und Felsen. Seine Gattin Eurydike, eine Nymphe, verstirbt durch den Biss einer Schlange. In seiner Trauer macht sich Orpheus auf den Weg zur Unterwelt.  Durch die magische Kraft seines Gesanges erhält er die Erlaubnis, dass Eurydike, hinter ihm gehend, den Hades wieder verlassen dürfe. Die Bedingung ist, er dürfe sich nicht nach ihr umdrehen. Als Orpheus dieses Gebot bricht, wird Eurydike in den Hades zurück gebracht. . .
In unser Schulsystem fand dieser Mythos Eingang durch die Lektüre von Vergil und Ovid.
Die Oper nahm sich dieses Stoffes von Monteverdi bis Philipp Glas an. Daneben gibt es zahlreiche Beispiele in der Bildenden Kunst, der Literatur und im Film.
„Das steht nicht in der Mythologie“. „Richtig, wir schreiben sie auch gerade um.“

2019, dem Jahr des 200. Geburtstages des Komponisten Jacques Offenbach, hatten die Salzburger Festspiele unter der Intendanz von Markus Hinterhäuser im letzten Jahr der Trilogie unter dem Motto „Mythos“,  die Opéra bouffe Orphée aux enfers (Orpheus in der Unterwelt) aus dem Jahr 1858 auf dem Programm. Das köstliche Libretto verfassten Ludovic Halévy und Hector Crémieux
Die Ehe von Orpheus und Eurydike ist zerrüttet. Im Grunde will Orpheus seine Gattin gar nicht aus der Unterwelt zurück holen, „die öffentliche Meinung“ überredet ihn dazu. Am Schluss entscheidet sich Eurydike als Bacchantin weiter zu leben, eine Rückkehr in die Unterwelt verweigert sie.
Diese Persiflage auf den Mythos genoss das Publikum der Zeit der Uraufführung als Parodie auf Personen der Ära Napoleon III. (Damals gab es sehr wohl auch Kritik an dem respektlosen Umgang mit dem antiken Stoff.)

Barrie Kosky (derzeit: Komische Oper Berlin) und das gesamte künstlerische Team präsentieren ein Gesamtkunstwerk ganz im Sinne des Dionysos. Das oberste Prinzip lautet: Bei dieser „Operette“ muss man lachen können, freie Assoziationen auf unsere Gegenwart verstärken den Genuss.
In französischer und deutscher Sprache und mit deutschen und englischen Übertiteln“ kündigt das Programm an.
Ein besonderer Kunstgriff macht es möglich: Der Schauspieler Max Hopp spricht die Textpassagen, für die im Original die Sänger/innen vorgesehen sind, in deutscher Sprache. Diese bewegen synchron dazu ihre Lippen. 
Hopp spielt zusätzlich mehrere Rollen, ahmt lautmalerisch das Knarren von Türen etc nach, singt auch das berühmte Lied: Als ich einst Prinz war von Arkadien.

Theo Lingen (gest. 1978): Parodie der Parodie 
Als ich noch Prinz war von Arkadien
Tanzte den Cancan jedermann
Er lockerte die müden Wadien
Und jeder rief: "Ich kann Cancan!"


Speziell Paris war drob im Fieber
Die Damenherzen wurden schwach
Der Komponist war kein Pariser
Er war aus Köln, Jacques Offenbach.

https://lyrics.fandom.com/wiki/
Theo_Lingen:
Als_Ich_Noch_Prinz_
War_Von_Arkadien


Das Publikum dankte für diese schrille, temporeiche Inszenierung mit viel Beifall. Diverse Fernsehanstalten übertrugen die Premiere, alle Aufführungen waren ausverkauft.

https://www.salzburgerfestspiele.at/
p/orphee-aux-enfers


https://www.br-klassik.de/themen/
salzburger-festspiele/
offenbach-orpheus-arrie-kosky-
salzburg-2019-kritik-100.html

https://orf.at/salzburgerfestspiele19/
stories/ 3133666/


https://www.derstandard.at/story/
2000107439459/offenbachs-
orphee-aux-enfers-in-salzburg-
ruelpsen-in-der-unterwelt

 

Rückkehr nach Montauk (2017)
Regie: Volker Schlöndorff

leuchtturm

Montauk  Ostspitze von Long Island, indianischer Name, Bundesstaat New York

Max Frisch (1911-1981) Montauk. Eine Erzählung (1975) Die Erinnerungen an ein Wochenende mit einer jungen Frau dienen Frisch dazu, über das Leben (des realen Autors, nicht eines fiktiven Erzählers!) und seine Beziehungen zu anderen Frauen nachzudenken.
Die meisten Rezensenten meinten, Details über Ingeborg Bachmann  herausgelesen zu haben. . . .

Volker Schlöndorff  äußert in einem Interview, dass er bereits 1991 während der Arbeiten an „Homo Faber“ (der Roman war bereits 1957 erschienen) mit dem Autor über eine Verfilmung von „Montauk“ gesprochen habe.
Erst die Zusammenarbeit mit dem irischen Schriftsteller Colm Tóibín brachte Bewegung in diese Idee. Schließlich blieb lediglich die Grundkonstellation aus Frischs Text bestehen, erweitert durch die Erfahrungen des Autors, des Regisseurs – einer ganzen Generation gebildeter Männer. Schlöndorff meint, es sei „gelebtes Leben verwandelt in Fiktion“.
Der schwedische Schauspieler Stellan Skarsgård fügt mit seiner exzellenten Darstellung der Hauptfigur Max (!), eines aus Berlin stammenden Autors, den Puzzleteilen der drei Autobiografien noch seine eigenen Erfahrungen  hinzu.
Für die Lesung aus seinem neuesten Werk in der New Yorker Public Library wählt Max eine Textstelle über die Beziehung zu einer Frau während eines Aufenthaltes in NY. 
Clara, seine sehr viel jüngere, gegenwärtige Gefährtin, hat in mühevoller Arbeit die Übersetzung des Romans und die Lesereise organisiert. Sie hört überrascht und irritiert zu. Susanne Wolff (geb. 1973) verleiht dieser Rolle jenen ironisch-geistreichen Ton, der junge, selbstbewusste Frauen auszeichnet.
Max erfährt über seinen alten Sponsor und „Freund“ die Adresse der „realen“ Frau, mit der er vor 17 Jahren eine kurze, leidenschaftliche Beziehung hatte. Nina Hoss verkörpert die aus dem Osten Deutschlands stammende Anwältin Rebecca. Max möchte an die mit ihr erlebte kurze Affäre anknüpfen. . .
Wer  sorgfältig gestaltete Filme mit langen Einstellungen und präzisen Dialogen schätzt, und subtile, augenzwinkernde Kommentare zur langsamen Veränderung der Rollenbilder genießen kann, wird diesen Film mögen.

Trailer: https://www.youtube.com/watch?
v=AhXYTcip55g

https://www.deutschlandfunkkultur.de/neu-im-kino-rueckkehr-nach-montauk-liebe-reue und.2150.de.html?dram:article_id=385852

https://www.sueddeutsche.de/kultur/
rueckkehr-nach-montauk-im-kino-kein-mensch-veraendert-sich-1.3496354

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/
menschen/schauspielerin-susanne-wolff-im-gespraech-15009973.html

 

Finsterworld. Regie: Frauke Finsterwalder. Drehbuch: Christian Kracht (1995 Faserland)  und Frauke Finsterwalder. 2015

crow_finster

Trailer: http://www.finsterworld.de/

I listen to the wind, to the wind of my soul
Where I'll end up, well, I think only God really knows
I've sat upon the setting sun
But never, never, never, never
I never wanted water once
No never, never, never

I listen to my words but they fall far below
I let my music take me where my heart wants to go
I swam upon the Devil's lake
But never, never, never, never
I'll never make the same mistake
No, never, never, never


Songwriter: Cat Stevens / Yusuf Islam (1971)

Im Vorspann führt uns Frauke Finsterwalder,
Jg 1975, bisher als Dokumentarfilmerin bekannt,  zu den Klängen dieses Cat Stevens Songs in einen „finsteren“ Wald: Eine Krähe stürzt zu Boden. Ein  Einsiedler (Johannes Krisch) trägt das verletzte Tier in seine Hütte.
Das Filmplakat, beliebte Mix-Legespiele zitierend, gibt erste Hinweise auf  Protagonisten des Films.
In Interviews betonen alle Schauspielerinnen
und Schauspieler (Margit Carstensen, Corinna Harfouch, Sandra Hüller, Johannes Krisch, Michael Maertens, Berhard Schütz, Roanld Zehrfeld etc), dass sie bereits das Drehbuch mit seinen außergewöhnlichen Dialogen begeistert habe.

12 Menschen werden episodenhaft in überwiegend sonnendurchfluteter, ästhetisch gestalteter Umgebung vorgestellt. Die zum Teil an die Atmosphäre in Märchen erinnernden Szenen reizen einerseits zum Lachen, lassen andererseits die Abgründe hinter der Fassade ahnen.
Ironisch selbstreferentiell lernen wir eine Dokumentarfilmerin kennen. Franziska zweifelt an ihrer Arbeit, sie lobt österreichischen Weißwein und die Filme Hanekes und Seidls. Ihr Freund Tom, ein Polizist, hat ihr gegenüber ein Geheimnis.
Das beruflich erfolgreiche Ehepaar Sandberg räsoniert im exklusiven Leihauto („kein Nazi-Auto!“) über Themen wie: Hättest du mich auch geheiratet, wenn ich eine Tätowierung hätte?  Ihr schöner, selbstgefälliger Sohn Maximilian („ein verwöhnter Schnösel“) meldet sich nur, wenn er sich z.B.  ein Auto wünscht. Er steht knapp vor dem Abitur an einem Privatgymnasium mit Internat. Er stellt die gefährlichste Figur in diesem „Reigen“ dar.
Seine in einer teuren Residenz untergebrachte Großmutter wird von der Familie nie besucht. Ihr liebenswerter, etwas skurriler Fußpfleger hat eine seltsame Obsession.
Während der Busfahrt der Abiturientenklasse und dem Besuch einer Gedenkstätte entfalten sich alle Handlungsstränge. (Maximilian:
„Na, ihr Spasmos! Ready for the KZ-Besuch?“) Maximilians zynisches „Spiel“ mit Natalie, Dominik (großartig: Gespräch mit Käfer), Jonas und dem Lehrer löst eine folgenschwere Kettenreaktion an Ereignissen aus.

Diese vielschichtige Tragikomödie bietet keine fertigen Antworten.  Groteskes und Verstörendes bilden den Anreiz zur Auseinandersetzung mit der Befindlichkeit von Menschen, die aus dem Biotop „Nachkriegsdeutschland“ ins neue Jahrtausend gerutscht sind.

https://www.fbw-filmbewertung.com/film/finsterworld

https://movicfreakz.de/finsterworld/

https://www.freitag.de/autoren/jamal-tuschick/das-maedchen-im-ofen

Gespräch mit Christian Kracht: https://www.vice.com/de_at/article/nn5j7g/
christian-kracht-ueber-finsterworld

 

Aurore  (2017)  Regie: Blandine Lenoir

jaoui

Während  die englische Fassung als Filmtitel den Hair-Song »I Got Life!« wählt, versucht die deutsche Version mit »Madame Aurora und der Duft von Frühling« an die Erfolgsserie französischer Komödien anzuknüpfen. Der simple Vorname (aurora lat. Morgenröte) der Hauptfigur, dargestellt von der Ausnahmeschauspielerin und Drehbuchautorin Agnés  Jaoui, ist sicher die beste Wahl für diesen klugen, „leichtfüßigen“ und humorvollen Film. Eine Frau in den 50ern, voller Esprit und Lebenslust, in La Rochelle lebend, hat mit plötzlichen Hitzewallungen zu kämpfen. Menopause, erklärt ihr der Arzt. Von ihrem Mann, der mit einer jüngeren Frau wieder zwei Kinder hat, lebt sie getrennt. Ihre Töchter sind erwachsen, die eine eröffnet ihr, schwanger zu sein, die andere erlebt ihre erste Enttäuschung in Liebesangelegenheiten. Aurore kündigt, die Jobsuche erweist sich in ihrem Alter als schwierig. Eine große Stütze ist ihre lebenslustige Freundin Mano.
Zufällig begegnet sie ihrer Jugendliebe Christophe, einem Arzt.
Der Handlungsbogen spannt sich bis zum Tag der Entbindung.
Jede Episode birgt nachdenklich machende Wahrheiten. Abgefedert werden sie durch  facettenreiche Formen von Humor .
Drei Beispiele sollen der Veranschaulichung dienen:  1. Aurore und Christophe speisen in einem »gehobenen« Restaurant, das als Attraktion Arien schmetterndes Personal anbietet. Die beiden hätten sich viel zu sagen,  das Trinklied aus La Traviata zwingt sie, die Kommunikation mittels Mimik und Gestik fortzusetzen.
Während einer Busfahrt träumt  sich Aurore in deprimierter Stimmung in die Rolle einer singenden Kellnerin. Die Arie stammt aus der Oper Carmen und lautet Habanera, oder L'amour est un oiseau rebelle .
2. Nachdem Christophe ihr gestanden hat, dass er Angst vor einer weiteren Enttäuschung habe, tanzt Aurore in ihrer Wohnung zur Musik von »I ain't got no home, ain't got no shoes« in der Interpretation durch Nina Simone aus dem Jahr 1968. Offensichtlich wurde das Musical Hair in Frankreich von ihrer Generation so intensiv rezipiert, dass das fröhliche Tanzen mit ihren kleinen Töchtern als Erinnerung auftauchen kann:
Yeah, what have I got Nobody can take away? Got my hair, got my head Got my brains, got my ears . . .  
3. Aurore hat in einer Pension für Seniorinnen Arbeit gefunden. Alle Frauen begegnen ihr mit großer Wärme und Zuwendung. Eine Dame erzählt von einem ekstatischen Liebeserlebnis: Es liegt erst 3 Jahre zurück. Einmal lauschen alle einem Vortrag der bekannten Anthropologin und Feministin Françoise Héritier (gest. 2017) im Fernsehen.
Schließlich vollbringt eine seit der Jugend aufbewahrte Audiokassette die überraschende Wendung. . .

Trailer (deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=
8P27R0T39Do

https://www.epd-film.de/filmkritiken/madame-aurora-und-der-duft-von-fruehling

https://www.artechock.de/film/text/kritik/m/
maauun.htm

Gespräch über Inhalt und Arbeitsweise mit Blandine Lenoir:

https://www.youtube.com/watch?v=
1gx8djCJM2o

Lisa Simone (Tochter von Nina Simone) interpretiert I got Life!
https://www.youtube.com/watch?v=
5xbUx44mKpA

 

Sommerfest (D 2017) nach dem Roman von Frank Goosen (2012)
Regie: Sönke Wortmann

zeche

Zeche Hannover Bochum

Um die rasanten Veränderungen  der vergangenen Jahrzehnte sinnlich erfahrbar zu machen, eignen sich Familiengeschichten besser als so manche historische Abhandlung. Frank Goosen, Jahrgang 1966, lebt als Solokabarettist und Autor  in seiner Geburtsstadt Bochum. Bereits sein erster Roman „liegen lernen“ wurde 2003 verfilmt.
In einem Interview schildert der bekannte Regisseur Sönke  Wortmann, Sohn eines Bergmanns und ehemaliger Fußballspieler aus dem Kreis Recklinghausen, was die Lektüre des Romans „Sommerfest“ in ihm auslöste.
Bereits die Besetzung der Hauptrolle (Stefan Zöllner, Schauspieler) mit Lucas Gregorowicz zeigt, wie wichtig authentische Sprechweisen und Drehorte genommen werden.

Im Film erhält Stefan nach der Vorstellung von Schillers „Die Räuber“ in einem Münchner Theater einen Anruf. (Er spielt den nach einer Intrige seines Bruders vom Vater enterbten, unter Räubern lebenden Karl Moor.) Sein Vater ist verstorben. Geschminkt und im Kostüm reist er ins Ruhrgebiet. In wenigen Tagen will er den Verkauf des kleinen Hauses seiner Eltern abwickeln. Im Laden von Omma Änne trifft er Toto, der ihn gleich zum Abholen einer Schrankwand im Nachbarort einteilt. So sieht er ehemalige Schulkollegen, inzwischen Kleinkriminelle, wieder, besucht ein Fußballspiel des örtlichen Vereins und begegnet schließlich Charlie, seiner Liebe seit Kindertagen.
Erinnerungen, Gefühle und vom Verstand geleitete Überlegungen bringen Stefan in mehrfacher Hinsicht zum Taumeln.
Was hat der sogenannte „Strukturwandel“ mit der Bevölkerung des ehemals größten industriellen Ballungsgebietes Europas gemacht?
Die meist in Ruhrpottdeutsch mit seinen heftigen, sehr anschaulichen Formulierungen gehaltenen Dialoge lassen die enormen wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen erahnen. Das „Private“ macht die großen Zusammenhänge sichtbar. Vieles lässt sich auf  andere Regionen übertragen. 
In diesem Film offenbaren sich die Vorzüge der Komödie: Das Lachen bringt viele Wahrheiten ans Tageslicht.
Wenn Jasna Fritzi Bauer – der Filmmusik im Stil spanischer Gitarrenmusik folgend - den 70er-Jahr Song „Oh Mandy“ auf Spanisch singt, mischt sich doch ein Hauch Melancholie dazu.

https://www.kiwi-verlag.de/buch/sommerfest/
978-3-462-04386-0/

Trailer: https://www.youtube.com/watch?
v=2OmUKmkipiE

Interviews: https://www.youtube.com/
watch?v=xhKNtrSWGrs

https://www.eldoradio.de/news/interview-mit-soenke-wortmann-zum-film-sommerfest

https://www.ksta.de/kultur/soenke-wortmann--der-mensch-im-ruhrgebiet-glaubt--dass-muenchen-der-letzte-kaese-ist--27896754#

http://www.welcome.ruhr/ruhrgebiet/

 

John Gabriel Borkman nach Henrik Ibsen von Simon Stone

Koproduktion Wiener Festwochen und Theater Basel  (2015, Wiederaufnahme 2018)

ibsen

Der Vorhang öffnet sich langsam: dichte Schneeflocken, der Bühnenboden bereits zentimeterhoch mit Schnee bedeckt, der restliche Bühnenraum im Rohzustand.

Die Schnee-Kälte-Winter-Metapher drängt sich auf: Der norwegische Autor verfasste das „Schauspiel in vier Akten“ 1896 im heutigen Oslo, die Uraufführung fand im Jänner 1897  in Helsinki statt. 
Die erste Regieanweisung im Originaltext lautet:
Das Stück spielt an einem Winterabend auf dem Familiengute der Rentheims nahe der Hauptstadt.

Gunhilds Alkoholsucht, der Bankrott und die Haftstrafe ihres Gatten, John Gabriel Borkman (Martin Wuttke), die Weigerung ihres Sohnes Erhart, sich den Wünschen seiner Mutter und deren Zwillingsschwester Ella (Caroline Peters) zu beugen und die Verflechtung weiterer Personen in die fehlgeleiteten „Visionen“  des ehemaligen Bankiers haben die völlige „Vereisung“  der zwischenmenschlichen Beziehungen zur Folge.
Der Großteil der Kommunikation besteht auch in Ibsens „Original“-Text aus hingeschleuderten Halbsätzen oder Satzpartikeln. Erst spät werden Sätze wie die folgenden möglich:
Ella. Es war wohl mehr die Kälte, die ihn tötete.
Frau Borkman schüttelt den Kopf. Die Kälte, sagst Du? Die Kälte, – die hatte ihn schon längst getötet.
Ella nickt ihr zu. Ja, – und uns beide in Schatten verwandelt.
Frau Borkman. Da hast Du recht.
Ella mit schmerzlichem Lächeln. Ein Toter und zwei Schatten, – das war die Frucht der Kälte.
Frau Borkman. Ja, die Herzenskälte. . . .

Henrik Ibsen musste als Kind den Bankrott der Firma seines Vaters und den Abstieg der einst angesehen Familie miterleben. Diese Erfahrung ist in vielen Werken des Autors erkennbar.

Der junge, Ibsen-erfahrene Regisseur (2013 Wiener Festwochen „Die Wildente“, 2015 Film The Daughter, basierend auf Ibsens wild duck)
nützt die Parallelen zum heutigen ungebremsten Wachstums- und Gewinnstreben und zu der zerstörerischen Kraft der Finanzspekulation.
Die gefesselten Millionen lagen im ganzen Land und riefen nach mir! Schrien danach, befreit zu werden!
Die tragischen Auswirkungen für viele Bevölkerungsgruppen stellt der Regisseur in grotesker, schriller Überzeichnung dar und bezieht sich auf eine Textstelle im 2. Aufzug:
Foldal. O, welch fürchterliches Trauerspiel –
Borkman nickt ihm zu. So fürchterlich fast wie Deines, wenn ich es mir recht überlege.
Foldal arglos. Ja, mindestens so fürchterlich.
Borkman lacht leise. Aber von einer andern Seite betrachtet, ist es doch auch wieder eine Art Komödie.
Foldal. Komödie? Das?
http://gutenberg.spiegel.de/buch/john-gabriel-borkman-1714/5

Dieser Deutung folgend, krabbelt Gunhild Borkman (Birgit Minichmayr) in wehendem, transparentem Gewand unter der Schneedecke hervor. Klage- und Schimpftiraden entströmen der leicht wankenden Person. Die Begriffe entstammen unserer Handy- Internet-Zeit, die neuen Medien haben die Symptome der Ibsen-Ära noch verstärkt.
Später werden aus dem Schnee diverse Utensilien, u.a. ein Telefon mit Wählscheibe hervorgezogen. Weitere Personen tauchen auf . . .
Satz  für Satz enthüllen sich die Komponenten,  die im Laufe vieler Jahre das Leben der Beteiligten zerstörten. Alle blieben in ihren überkommenen  gesellschaftlichen Normen stecken. Diese Inszenierung entlarvt sie mit bitterem Humor. Musik (Bernhard Moshammer) intensiviert die Atmosphäre.
Vor dem blauen Vorhang, jenseits der Schneelandschaft, verabschiedet sich der zwischen Gunhild und Ella  im Sterben liegende Borkman mit dem Victory-Zeichen.

Regietheater im besten Sinn. Großer Jubel des begeisterten Publikums.

https://www.burgtheater.at/de/spielplan/produktionen/john-gabriel-borkman/termine/2018-05-12/976812832/

Trailer:
https://www.youtube.com/watch?
v=OTlpYoFiz5w

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/
kultur/buehne/754571_Tragikomoedie-der-Lebensluegen.html?em_cnt_page=2

https://kurier.at/kultur/wiener-festwochen/john-gabriel-borkman-highspeed-highway-fuer-ibsen/133.389.067

https://www.nachtkritik.de/index.php?option
=com_content&view=article&id=8157:the-wild-duck-die-ibsen-bearbeitung-des-australischen-regisseur-simon-stone-bei-den-wiener-festwochen&catid=127&Itemid=100190

 

Murer – Anatomie eines Prozesses (2018)
Regie: Christian Frosch

rose

https://www.filmladen.at/murer

Johannes Sachslehner. Rosen für den Mörder: Die zwei Leben des SS-Mannes Franz Murer (2017)

Textprobe: „Blick ins Buch“  Sehr erhellend: Herkunft und Werdegang . . .

Biografie: https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Franz_Murer

http://orf.at/diagonale18/stories/2429440/

https://www.profil.at/kultur/fall-murer-rosen-moerder-9444663

Interviews mit dem Regisseur, Christian Frosch

https://derstandard.at/2000075933753/
Regisseur-Christian-Frosch-Wenn-die-Justiz-nicht-funktionieren-soll

http://schaufenster.diepresse.com/home/
salon/portraet/5381239/Christian-Frosch_So-etwas-kann-man-sich-nicht-ausdenken

Wann haben Sie zum ersten Mal von Franz Murer gehört?
Christian Frosch: Das ist ungefähr sieben Jahre her. Ich war im Jüdischen Museum von Vilnius. In einer Schautafel zur Geschichte des städtischen Ghettos wurde er als Haupttäter während der Nazizeit genannt. Ich hatte noch nie von Murer gehört, das hat mich überrascht: In Litauen ist er berüchtigter als im eigenen Land. Dann habe ich zu recherchieren begonnen. . . .
Im Film sind am Tag des Freispruchs alle Grazer Blumenläden ausverkauft.
Das ist keine Drehbucherfindung. Murer kam wie ein Filmstar aus dem Gerichtsaal und wurde mit Blumensträußen überhäuft.

Auch wenn es weh tut: Wer Zusammenhänge und Kontinuitäten der  Geschichte der Zweiten
(+ Ersten) Republik Österreichs verstehen will, sollte sich diesem herausragenden Film mit dem Untertitel „Anatomie eines Prozesses“ stellen.

 

Körper und Seele

Originaltitel: Testről és lélekről, englischsprachiger Festivaltitel:
On Body and Soul
Regie: Ildikó Enyedi (2017 Goldener Bär bei Berlinale)

hirsch

Ausgangspunkt und Motto für das Drehbuch ist laut Aussage der Regisseurin ein Gedicht der ungarischen Dichterin Ágnes Nemes Nagy:

The heart, a sputtering flame to light,

the heart, in mighty clouds of snow,

and yet inside, while flakes sear in their flight,

like endless flames of a burning city glow.


www.koerperundseele-derfilm.de

In einem verschneiten Wald treffen ein Hirsch und eine Hirschkuh aufeinander. Die Atmosphäre ist märchenhaft, ruhig, sinnlich.
Unvermittelt folgen Szenen aus einem Budapester Schlachthaus: Geduldig warten Kühe mit großen Augen. Ihre Tötung und Zerteilung werden maschinell, rasch und perfekt durchgeführt. Kräftige Männer und Frauen in Arbeitskleidung beseitigen am Ende des Arbeitstages mit kräftigem Wasserstrahl das Blut. Beim Essen in der Kantine werden die Personen vorgestellt: Endre, der Finanzschef (er ist der Älteste, ein Arm hängt wegen einer Lähmung schlaff neben dem Körper), der großsprecherische, eher schwache Personalchef, viele selbstbewusste Arbeiterinnen. Wie aus einem Feenreich betritt eines Tages die junge Qualitätskontrolleurin Mária die Bühne. Was zunächst als Schüchternheit, dann als Arroganz gedeutet wird, erschließt sich für aufmerksame Betrachter im ersten holprigen Small Talk mit Endre. In ihrer Wohnung herrscht penible Ordnung. Am Küchentisch spielt sie mit Salz- und Pfefferstreuer die Gesprächssituation mit Endre nach. (Ich sehe Menschen mit Asperger-Syndrom als einen leuchtenden Faden im reichhaltigen Wandteppich des Lebens. Tony Attwood)

Auf verschiedene Stufen einer sachten Annäherung folgen weitere Szenen im verschneiten Wald.
Nach einem Diebstahl (Potenzsteigerungsmittel für Bullen) befragt eine sehr verführerisch gekleidete Psychologin die „Belegschaft“. Da wird offenkundig, dass Endre und Mária beide denselben Traum von Hirsch und Hirschkuh träumen. Sie reagieren mit Irritation und heimlicher Sehnsucht.
Mária folgt seiner Einladung zum gemeinsamen Essen, kauft ein Telefon und befolgt den Rat ihres Psychologen aus Kindertagen, dass ihr Musik helfen könnte. Nach stundenlanger Suche in einem „Plattenladen“ kauft sie schließlich die Empfehlung der Verkäuferin: Laura Marling. Der Song What He Wrote begleitet sie (und uns) von nun an.
Forgive me here,
I cannot stay
He cut out my tongue,
There is nothing to say . . .

Der Versuch, in seiner Wohnung (in Bett und auf Luftmatratze) zu schlafen, um sich beim Aufwachen sofort denTraum erzählen zu können, scheitert. Beide können nicht einschlafen.
Der durch den Wald eilende Hirsch lässt es erahnen: Endre zieht sich zurück, er will sich in seinem Alter „nicht zum Affen machen“. . . .
Dieser Film ist ein weiteres Beispiel eines auf allen Ebenen perfekt gestalteten Kunstwerks mit herausragenden schauspielerischen Leistungen. Der beklemmende Alltag im Schlachthaus lässt auch humorvolle Situationen zu. Er dient als Kontrastfolie für die poetische Annäherung zweier Menschen, deren Träume zunächst mehr von ihrer Verbundenheit verraten, als sie ahnen.

http://derstandard.at/2000064603356/
Koerper-und-Seele-Liebe-die-man-erst-erlernen-muss

http://www.zeit.de/2017/39/koerper-seele-ildiko-enyedi

https://www.berliner-zeitung.de/
kultur/film/ein-zartes-meisterwerk-der-film--
koerper-und-seele--macht-liebe-erfahrbar-28439272

 

William Shakespeare.
Der Sturm/The Tempest (161o/11)

caliban
Franz Marc »Caliban« (1914)

»Wir sind aus solchem Stoff, aus dem  man Träume macht; und unser kleines Leben umschließt ein Schlaf.« 
IV/1  Akademietheater, Programmheft

Wie viele Deutungen wurden für dieses letzte von Shakespeare autorisierte und am Hof uraufgeführte Stück bemüht! „Sturm“, „Schiff“, „Insel“, das Gegensatzpaar  Prospero (rechtmäßiger Herzog von Mailand) -  der als „wilder und missgestalteter Sklave“ bezeichnete Caliban und Ariel, der Luftgeist, laden dazu ein.
Sh. kannte die abenteuerlichen Berichte der Seefahrer und Meldungen über Schiffs-katastrophen. „Wenn sie (Anm.: die Menschen dieser Zeit) damals über die London Bridge gingen, haben sie aufgespießte Köpfe und Körperteile gesehen, und so etwas wie Gnade und Vergebung waren eigentlich nicht vorgesehen in diesem Staatswesen.“ (Barbara Frey. Programmheft Akademietheater).
Antike Autoren und Schriften über den idealen Staat sind Shakespeare vertraut.
Bereits 2007 (Direktion Klaus Bachler) präsentierte die Schweizerin Barbara Frey im Rahmen eines Shakespeare Zyklus ihre auf 3 Darsteller reduzierte Fassung am Wiener Akademietheater. Sie war seither auf vielen Bühnen zu sehen, feierte auch eine Rückkehr nach Wien.
„Deshalb haben wir entschieden, die Behauptung aufzustellen, dass man die drei prägnantesten Figuren – Prospero, Ariel, Caliban – herauslösen kann und damit zu einem fragmentarischeren Umgang mit dem Text kommt.“ (Frey, Programmheft)  „Man denkt ja bei Shakespeare immer, man bräuchte den ganz großen Werkzeugkasten. Und ob das wirklich stimmt, das ist die Frage dieser Arbeit.“ (Joachim Meyerhoff, s.o.) „Die Ernüchterung bei Prospero ist interessant: Er errichtet ein Riesengebäude, denkt dann aber daran, dass alles vorbei ist und er sterben muss . . . Da ist es im Stück ganz erstaunlich, dass es zu diesem – von Ariel eingeblasenen – Geniemoment kommt. Dass Prospero seine alten Feinde gar nicht töten muss.“ (Frey, s.o.)
„Ich denke, dass Prospero das Gute als Lehrer in seine Tochter eingepflanzt hat. In der Verbindung zwischen Ferdinand und Miranda wird es in die nächste Generation weitergetragen.“ (Maria Happel, s.o.)

Eine intensive, großartige Aufführung, die in ihrer Reduziertheit mittels magischer Klänge auch die Zauberwelt fühlbar werden lässt. Herausragende schauspielerische Leistungen, insgesamt in 7 Rollen.
Prospero (Johann Adam Oest) fungiert auch als Erzähler. (Filmtipp: Peter Greenaway. Prospero´s Books. 1991)

Ausblick:

www.shakespeare-projekt.de

8 internationale Autorinnen und Autoren erzählen Shakespeare - Dramen neu:
z.B. Margaret Atwood. Hexensaat (Der Sturm), Anne Tyler. Die störrische Braut
(Der Widerspenstigen Zähmung)

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/
home/spielplan/event_detailansicht.at.php?
eventid=1241466


http://www.salzburgerfestspiele.at/
archivdetail/programid/5304

https://www.welt.de/kultur/buehne-konzert/article119923775/Burgtheater-Star-Meyerhoff-als-Ariel-in-Berlin.html

 

Paterson. Regie: Jim Jarmusch (2016)

wasserfall

Sein neuer Film wirkt wie eine Art Gegen-entwurf zu den Vereinigten Staaten des Donald Trump: still und leise, sensibel und lyrisch.

http://www.dw.com/de/eine-art-gegen-trump-jim-jarmusch-und-sein-neuer-film-paterson/a-36396863

Ein Busfahrer der Linie 23 trägt den gleichen Namen wie die Stadt in New Jersey, die ihrerseits nach einem  der Unterzeichner der amerikanischen Verfassung (1787) – nämlich Paterson – benannt wurde. Täglich wacht er ohne Wecker neben seiner wunderschönen Partnerin Laura auf, geht zu Fuß zu den Busgaragen, hat Sätze z.B. über eine perfekt gestaltete Streichholzschachtel im Kopf, fährt seine Tour, hört den unterschiedlichsten Gesprächen zu, isst vor dem berühmten Wasserfall sein Sandwich, notiert eines seiner Gedichte (von Ron Padgett für diesen Film verfasst), nimmt während der Fahrt Eindrücke von dieser Stadt auf, deren wirtschaftlich beste Zeiten der Vergangenheit angehören. (Die Liste hier geborener bekannter Künstler ist lang: u.a. Allen Ginsberg.) Am Abend geht er mit Lauras englischer Bulldogge Marvin eine Runde, kehrt auf genau ein Bier in der Shadow Bar ein und ist zufrieden. Der Film folgt dem  Prinzip der Fuge: An den 7 Tagen einer Woche werden Themen wiederholt, variiert und neu zusammengefügt. Die Verdoppelung, auch in Form von Zwillingen, spielt eine große Rolle. (Berührend die „Seelenverwandtschaft“ mit einem Gedichte schreibenden Mädchen, das auf seine Mutter und Zwillingsschwester wartet.) So entfaltet sich die ungeahnte poetische Kraft des Alltäglichen.  Auf ähnliche Weise arbeitet seine aus dem Iran stammende, quirlige Freundin. (Sie ermuntert ihn, endlich seine Gedichte zumindest im Copy Shop zu vervielfältigen.) Täglich variiert sie die in schwarz-weiß gehaltene Innenausstattung des kleinen Hauses und ihre Kleidung. (Nur der eigenwillige Marvin thront weiter in einem Stuhl mit Perser-Kleinteppich.) Per Internet bestellt sie eine dazu passende Gitarre mit Spielanleitung.
Menschen, Texte, Bilder, Musik schaffen die Philosophie dieses Films: "No ideas but in things" heißt es in dem Rap, der in einem Waschsalon vorgetragen wird.

Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=
uvuprUNoHbE

http://www.berliner-zeitung.de/25101744

http://www.tagesspiegel.de/kultur/film-des-jahres-paterson-eine-amerikanische-utopie-von-jim-jarmusch/14847160.html

 

La Rançon de la gloire/The Price of Fame
(Die unglaubliche Entführung des Charlie Chaplin)

Belgien/Frankreich/Schweiz 2014; Regie: Xavier Beauvois

chaplin_blick

Was ihren Vater mit dem aus dem Knast entlassenen Eddy verbindet, erfährt die
11-jährige Samira erst später. Im Augenblick wohnt er in einem Wohnwagen neben ihrer ärmlichen Behausung am Rande der Stadt im Kanton Waadt. Für das Weihnachtsfest  „organisiert“ er ein kleines Fernsehgerät. So erfahren sie vom Tod des berühmten Charlie Chaplin und sehen Filmausschnitte. Wir schreiben also das Jahr 1977. Was sich auch in der Realität ereignete, nimmt dieser grandiose Film auf: Eddy will sich und seinen Freund Osman (seine Frau liegt ohne Krankenversicherung seit Wochen im Spital,  die Tochter wird ihren Traumberuf wohl nie ausüben können) aus der prekären finanziellen Situation befreien: Der nächtens entwendete Sarg des berühmten Künstlers soll dazu dienen, von der Familie Lösegeld zu erpressen……
Wie die „Sprache“ Chaplins in Thematik, Handlungsführung, Musik und Charakterisierung der Personen weiterwirkt,  beweist dieser Film. Getragen von meisterhaften schauspielerischen Leistungen -  Sohn und Enkelin Chaplins spielen in Nebenrollen – verwandeln Zirkusmotive, Clownszenen und Märchenelemente  die  skurril-hoffnungslose Situation.

http://derstandard.at/2000038413735/Die-unglaubliche-Entfuehrung-des-Charlie-Chaplin-Erpressung-unter-Freunden

 http://oe1.orf.at/artikel/441854

https://de.wikipedia.org/wiki/Chaplin’s_World

 

Christine Nöstlinger (geb. 1936 in Wien)

maikaefer


Maikäfer, flieg!
Mein Vater, das Kriegsende, Cohn und ich.
Roman (1973)

Statt einer Rezension: Zitat aus dtv pocket (1982) S.5
Vorbemerkung
Die Geschichte, die ich erzähle, ist mehr als fünfundzwanzig Jahre alt. Vor fünfundzwanzig Jahren waren die Kleider anders und die Autos auch. Die Straßen waren anders und das Essen auch. Wir waren anders. Sicher, vor fünfundzwanzig  Jahren sangen die kleinen Kinder auch in Wien:

Maikäfer, flieg!
Der Vater ist im Krieg . . .
Heute singen die kleinen Kinder immer noch:
Maikäfer, flieg!
Der Vater ist im Krieg
Nur – die kleinen Kinder damals wussten genau, was sie da sangen.
Der Vater war im Krieg.
die Mutter ist im Pulverland
Die Mutter war wirklich im Pulverland.
Und wir mit ihr.
                  Pulverland ist abgebrannt

Doch die Maikäfer waren nie schuld, wenn Pulverland abbrannte; auch vor fünfundzwanzig Jahren nicht.
Die Geschichte, die ich erzähle, ist eine Pulverlandgeschichte.

Exkurs: Dieses in allen Teilen des deutschsprachigen Raumes zur Melodie von „Schlaf, Kindlein, schlaf“ gesungene Lied hat verschiedene Textvarianten (z.B. Pommerland). Manche sehen seinen Ursprung im 30-jährigen, manche im 7-jährigen Krieg.  Die Urangst eines Kindes vorm Alleinsein wird mit der Melodie eines Wiegenliedes gemildert. Bis heute wird es von Bands verschiedenster Stilrichtungen abgewandelt.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.10.1973,
S. 23

. . . Ihr neuestes Buch Maikäfer flieg sprengt den Rahmen obligater "Kinder"-Literatur:
ein Kriegsbuch für  Elfjährige, eine Geschichte aus dem "Pulverland", das abbrannte. Autobiographisch und aus der Sicht der "kleinen Leute", die immer die Zeche zu bezahlen haben, berichtet die Autorin von dem neunjährigen Mädchen, das bei Kriegsende in Wien das Chaos zwischen amerikanischen Bomben und russischer Besatzung in Trümmerkellern - zeitweise auch in der Villa geflüchteter Nazibonzen - erlebt. Inmitten der bald tragischen, bald grotesk-komischen Apokalypse steht ihre Freundschaft mit einem kurzsichtigen, militärisch gewiß gänzlich unbrauchbaren Soldatenkoch aus Leningrad, der in unmenschlicher Zeit Menschlichkeit überzeugend verkörpert. Dieser Aufschrei gegen den Krieg ist Kindern durchaus zumutbar. . . .  Brigitte Eyssen

Inhaltliche Fortsetzung: Zwei Wochen im Mai (1981)

2016 Eröffnungsfilm bei der Diagonale: „Maikäfer flieg“: Verfilmung des Romans. Regie: Mirjam Unger

Trailer https://www.youtube.com/watch?v=CDdQ56jMW-U

 

Ewige Jugend (Originaltitel: Youth)  Tragikomödie (2015)

Regie: Paolo Sorrentino (geb. 1970 in Neapel)
siehe auch: Il Divo,  Cheyenne – This Must Be the Place, La Grande Bellezza
Musik: David Lang

rohr

Der Trailer gibt die Leitmotive vor: Der schon recht betagte Regisseur Mick Boyle  (Harvey Keitel) veranschaulicht  Studenten seine melancholische  Weltsicht: Ein Fernrohr holt  Gegenwart und Zukunft ganz nah heran;  wird das Gerät umgedreht,  erscheint alles winzig und weit entfernt, so wie die Vergangenheit eines langen Menschenlebens. Oder: Ein Knabe übt auf der Geige einen der Simple Songs von Fred Ballinger. Der Komponist  „im Ruhestand“ (Michael Caine) steht neben ihm  und gibt sich zu erkennen. (Ein Abgesandter der Queen versucht ihn zu einem Konzert für das royale Ehepaar zu überreden.) Zusammen mit seinem langjährigen Freund Boyle, dem Regisseur und Schwiegervater seiner Tochter, verbringt er einige Wochen in einem traditionsreichen Wellness-Hotel in den Schweizer Bergen.  
Der Kurbetrieb und einige der z.T. exzentrischen Gäste (z.B. eine fettleibige, an den ehemals umjubelten Fußbalstar Diego Maradona erinnernde Person) werden in grotesk-komischen Szenen vorgestellt. Ständig streichelt jemand ein zu einem Schwan geformtes weißes Handtuch.
Karussellartig drehen sich die Handlungs- und Traumelemente um Vergangenes (Ballingers Tochter Lena wirft ihrem Vater seine Versäumnisse ihr und ihrer Mutter gegenüber vor – Boyles weibliche Filmfiguren treten bedrohlich auf einer Almwiese auf) und Zukünftiges (Boyles Filmprojekt wird an der Absage der Hauptdarstellerin scheitern. Sie wird mit erschütterndem Ernst von Jane Fonda dargestellt.) 
Fixpunkte im Ablauf der Tage sind die  in den Parkanlagen veranstalteten „künstlerischen“ Vorführungen einer Popsängerin,  von Alphornbläsern und einer Seifenblasen-Artistin. Eine besondere Attraktion ist der Besuch der Miss Universe. Die beiden alten Künstler stammeln vom Pool aus, dass die nackte Schönheit Gott sei.
Atemberaubende Bilder (der Maestro, der einst beim Ehepaar Stravinsky aus- und einging, dirigiert vor majestätischer Bergkulisse das Geläute der Kühe),  und die  großartige Musik  üben auf die Betrachter einen fast magischen Sog aus.
Dialoge über die Rolle der Kunst werden mit ironisch-witziger Distanz geführt. Menschliche Empfindungen – wie  die der sensiblen Masseuse während ihrer Tanzübungen - erschließen sich auf einfühlsame Weise.
Wer sich auf den die sogenannte Wirklichkeit in Frage stellenden Blick einlässt, wird von diesem - von Fellini-Zitaten geprägten - Film begeistert sein.

 

Taxi Teheran (Originaltitel: Taxi)
Regie: Jafar Panahi  (2015)

Weltpremiere im Rahmen der 65. Berlinale.
Er gewann dort den Goldenen Bären.

Wie reagiert ein iranischer Filmemacher auf ein 20-jähriges Berufs- und Ausreiseverbot?
Dies ist  Jafar Panahis  inzwischen dritter Film,  der  im Iran gedreht und dann aus dem Land geschmuggelt wurde. Wie in einem Kammerspiel bietet der begrenzte Raum des Taxis ungeahnte Möglichkeiten, Menschen und ihre Lebensrealitäten darzustellen. Der Zuschauer vergisst  völlig,  dass mit dem als Taxifahrer agierenden  Regisseur nicht mit versteckter Kamera ein Semi-Dokumentarfilm gedreht wurde. Dies ist ein Kompliment an das  Drehbuch und die Schauspieler.  Tiefgründig , mit leisem Humor und Reflexionen über das Filmemachen  tauchen wir ein in  die  20-Millionenstadt Teheran.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/jafar-panahis-taxi-wahrheit-als-mitfahrer-13413962.html

http://www.zeit.de/2015/30/taxi-teheran-film-jafar-panahis

Trailer:
http://www.filmladen.at/film/taxi-teheran/

 

Von Menschen und Pferden (2013) 
Regie und Drehbuch: Benedikt Erlingsson
Originaltitel: Hross í oss = Das Pferd in uns

iseland_foal

Aubrey - originally posted to Flickr as Horses

Island ist bei Filmemachern sehr beliebt. Zeitgleich mit dieser isländisch-deutschen Koproduktion wurde unter besten finanziellen Bedingungen von Teams mit Starbesetzung gedreht. Schmunzelnd erzählt der Regisseur  von deren Arbeitsweise. 
Erlingsson und seine Leute sind pferde-begeisterte Theaterleute und »Horse People«, deren Verbundenheit mit den Tieren im Nachspann betont wird. (In Island kommen auf   323.000 Einwohner 78.000 Pferde.)  Es gibt drei Arten von Akteuren: die berühmten Islandpferde, die  beeindruckende Landschaft und schrullig wirkende Menschen. Dialoge  sind rar. Der grobe Faden einer Handlung erschließt sich aus der Deutung der Großaufnahmen (im Pferdeauge spiegelt sich der Kern der folgenden Episode), der Bewegungen der Pferde (z.B. Tölt, der spezifische Gangart dieser Pferde, die eine aufrechte Sitzposition erfordert und erst die Fortbewegung in dieser vulkanischen Landschaft möglich macht)  und dem teilweise erschreckenden Verhalten der Menschen.  Die wenigen Bewohner des Tales nehmen mit ihren Ferngläsern Anteil am Leben der anderen, der Alkohol fördert Bosheitsakte. Zarte Anfänge des Tourismus haben sogar einen jungen Pferdeliebhaber aus Lateinamerika zu ihnen geführt. Er gerät in eine äußerst bedrohliche Lage. Kolbeinn wirbt um eine der Witwen, um die schöne Solveig.  Seine weiße Stute wird von deren schwarzem Hengst  besprungen, während Kolbeinn im Sattel sitzt. Der  erzürnte Besitzer tötet sein geliebtes Tier mit dem Gewehr. Diese Szene wurde  für das Plakat verwendet und  unterschiedlichst gedeutet.
Der  meist mir trockenem Humor gefärbte Blick auf das Geschehen schafft ein Wiedererkennen der Verhaltensweisen auch ohne die extremen Lebensbedingungen in diesem Tal.
„Das Pferd ist nur ein Vehikel, um Geschichten von Menschen, von ungezügelten Menschen zu erzählen“, sagt der 45-jährige Regisseur. Denn „das verrückteste, gefährlichste Tier der Welt, ist doch der Mensch.“

http://kurier.at/kultur/film/von-menschen-und-pferden-die-ungezuegelten-menschen-islands/118.495.034

http://www.eyeforfilm.co.uk/feature/2013-12-23-benedikt-erlingsson-interview-about-of-horses-and-men-feature-story-by-amber-wilkinson

Die Wolken von Sils Maria (2014)
Regie und Drehbuch: Olivier Assayas

wolke

Die beeindruckende Bergkulisse des Oberengadin (seit langem Rückzugsregion von Künstlern und Denkern aller Art), ein Naturphänomen, genannt »Malojaschlange«, und viel Barockmusik könnten Hinweise auf einen alle Klischees bedienenden Film sein. Zusätzlich legt  der Trailer die Fährte zu einer lesbischen Beziehung.
Pointierte Einzelszenen und Vielschichtigkeit in der Gesamtheit, Referenzen und Zitate aller Art, mehrsprachige und geistreiche Dialoge, herausragende schauspielerische Leistungen zeichnen diesen vielschichtigen Film aus.
Es fasziniert das Vexierspiel zwischen den Rollen, die für das Theaterstück »Malojaschlange« einzustudieren sind, den Filmfiguren und den Biografien der Darstellerinnen Juliette Binoche und Kristen Stewart. Ganz nebenbei nehmen wir teil am Diskurs über Art-House- Kino und massentaugliche Science-Fiction-Filme und am oberflächlichen Celebrity Rummel.
Das Fiktionale wirkt in das Leben aller Altersgruppen,  der Regisseur wertet nicht. Die letzte Szene ist der Aufführung der »Malojaschlange« in einem Londoner Theater gewidmet. Ein in jeder Hinsicht anregender Film!

Interview: http://derstandard.at/
2000009629533/Olivier-Assayas-Jede-
Figur-dieses-Films-spielt-ein-wenig-sich

http://orf.at/viennale/stories/2250698/

http://www.taz.de/!151380/

 

azulejos

Lisboa. Regie: Wim Wenders (1994)

Ein melancholisches, geistreiches Meisterwerk über das Filmemachen im Medienzeitalter. Lissabon, die „weiße Stadt“ und 1994 Europäische Kulturhauptstadt,  wird mit sensibler Kameraführung vorgestellt. Der betörende musikalische Leitfaden  stammt von der Gruppe Madredeus.
Der Toningenieur Philip Winter (Rüdiger Vogel) findet nach längerer Abwesenheit in seiner Frankfurter Wohnung unter  Bergen von Post  (Todesmeldung von Federico Fellini) auch eine Ansichtskarte aus Lissabon. Sein Freund, der Regisseur Friedrich Munroe – bekannt auch aus anderen  Wim Wenders Filmen – bittet ihn,  mit seinem „ganzen Kram“ zu kommen. Die lange Reise Winters quer durch Europa liefert Gegenbilder und  -geräusche zu  der großen, alten Wohnung seines Freundes mit eindrucksvollen Azulejos. (Heute ist der Drehort das Luxushotel Palacio Belmonte) An der Wand neben dem Bett prangt ein Fernando Pessoa-Zitat, viele Bücher laden zum Schmökern ein. Der Freund ist verschwunden, an seiner Stelle filmen Kinder mit einer Videokamera, Winter führt sie in die Kunst der Erzeugung von Geräuschen ein.
Am Schneidetisch findet er im Stil Buster Keatons mit einer Handkamera gedrehte Filmfragmente über den Alltag in Lissabon. Doch diese in Anlehnung an die Frühzeit des Films gestalteten  Sequenzen überzeugten Munroe  offensichtlich nicht. Philipp war zu spät gekommen. . .
Eines Tages locken ihn magische Klänge in einen anderen Raum der weitläufigen Wohnung. Die Gruppe Madredeus nimmt die Musik zum abgebrochen Filmprojekt auf. Zwischen ihrer Sängerin und Winter wird eine leise Liebesgeschichte angedeutet.
Nach und nach eignet er sich die faszinierende Umgebung des Hauses an, zuerst visuell und dann mit dem Mikrofon, um die als „Stummfilm“ gedrehten Szenen mit Geräuschen und Stimmen zu versehen.
Ein geheimnisvoller Knabe leitet ihn eines Tages zu seinem Freund Munroe, der auf skurrile Weise mit einer am Rücken befestigten Kamera Zufalls-Sequenzen filmt.
Wie in einem Essay werden die Möglichkeiten der Kunstform Film fast 100 Jahre nach ihrer Entstehung reflektiert. Zahlreiche Anspielungen und Querverweise auf die Filmgeschichte und Wim Wenders´ eigenes Werk (u.a. der gedankliche Austausch mit Peter Handke) bereiten intellektuelles Vergnügen.
Schließlich sind Regisseur und Toningenieur wieder mit der Handkamera unterwegs.

Ganzer Film: http://www.youtube.com/watch?v=dP-tNaDtX2w

http://www.youtube.com/
watch?v=RMNEMGpgnq


http://www.youtube.com/
watch?v=ZjHRODkBB6c


www.youtube.com/watch?v=2bOhxGBRXAU

 

laute
Hans Holbein »Die Gesandten« 1533 (Ausschnitt)

Jim Jarmusch. Only Lovers Left Alive (2013)

Musik und Rhythmus der Kameraführung charakterisieren die  Innen-Räume, in denen sich Eve (Tilda Swinton) und Adam (Tom Hiddleston) zunächst aufhalten. Sie in der Medina von Tanger, er in einer ehemals prächtigen Villa in dem von der Krise der  Autoindustrie gezeichneten Detroit. Als Adam beim Chat sehr verzweifelt wirkt, reist Eve zu ihm. Anknüpfend an die lange Tradition von Vampirgeschichten und – filmen bewegen sich die Hauptfiguren – geprägt von den Erfahrungen und kulturellen Einflüssen der letzten Jahrhunderte - melancholisch oder mit einem Funken Hoffnung in dunklen Innen- und Außenräumen. Das für ihre Existenz nowendige Blut kaufen sie um teures Geld  im Krankenhaus. Als Ava, Evas jüngere Schwester (Mia Wasikowska), auftaucht, gerät ihre Welt aus dem Lot. (Beachtenswert die Szene im zum Parkhaus umgebauten ehemaligen Michigan Theatre) Sie fliehen nach Tanger, wo ihr Freund Marlowe (John Hurt), der Eve bisher mit Blut versorgt hat,  im Sterben liegt. Überzeugt von der Notwendigkeit ihrer Existenz kauft Eve eine kostbare Laute/Oud für Adam, während er fasziniert dem Gesang Yasmines (Hamdan) lauscht. Ein sich küssendes Liebespaar sichert vorerst das Weiterleben der beiden untoten Liebenden.
Dieser Film kann auf verschiedenen Ebenen ansprechen: das Dechiffrieren der Anspielungen aus Kunst und Wissenschaft, die z.T. sarkastischen oder geistreich-witzigen Dialoge, die im Stil Alter Meister arrangierten Einstellungen. Die alles verbindende Kraft stellt der Soundtrack des Lautenspielers und Komponisten Jozef Van Wissem dar. Mit ihm veröffentlichte Jim Jarmusch, seit Jahrzehnten selbst Mitglied verschiedener Bands, inzwischen zwei Alben.

http://www.vienna.at/only-lovers-left-alive-kritik-und-trailer-zum-film/3806925

http://www.profil.at/articles/1352/983/371041/

only-lovers-left-alive-vampirfilm-jim-jarmusch

Interview: http://www.taz.de/!129785/

 

Medea und Eurydike. Zwei antike Frauenfiguren in der Gegenwart.

Medea: Kolchis wurde die Landschaft zwischen dem Kaukasus und der Ostküste des Schwarzen Meeres in der Antike genannt. Die Mythologie erzählt von der zauberkundigen Königstochter Medea, die wegen ihrer Liebe zu Jason, der das Goldene Vlies (Fell eines goldenen Widders) nach Griechenland bringen soll, ihre Heimat verlässt. In Korinth schlägt ihr bald große Feindseligkeit entgegen. Die Verzweifelte übt auf  grauenvolle Weise
Rache.
Es gibt zahlreiche künstlerische Bearbeitungen dieses Stoffes, u.a. einen Film von Pier Paolo Pasolini mit Maria Callas (1969).

http://www.youtube.com/watch?
v=Rw1We4Plsjk.


Franz Grillparzer hebt in der Trilogie Das goldene Vlies/Vließ (Der Gastfreund. Die Argonauten. Medea), uraufgeführt 1821 in Wien,  die  kulturellen Unterschiede  zwischen den beiden Welten hervor und entlarvt die scheinbare Überlegenheit der „zivilisierten Welt“ der Griechen. 
Im Stadttheater Klagenfurt wird ab Jänner 2014 eine auf 110 min gekürzte Fassung gezeigt. Das Verstreichen der Zeit und die Gespaltenheit der Hauptfiguren werden durch Doppelbesetzungen erfahrbar gemacht. Viele visuelle und akustische Elemente stellen Bezüge zum Heute her.

http://www.stadttheater-klagenfurt.at/de/produktionen/das-goldene-vlies/

http://www.youtube.com/watch?v=
bhgSPWmFP70

Orpheus und Eurydike. Der Sage nach begleitete Orpheus die Argonauten unter Jason nach Kolchis. Mit seinem Gesang und dem Lyraspiel wendet er Gefahren ab. Anschließend heiratet er die Nymphe Eurydike. Sie wird auf der Flucht vor einem Vergewaltiger von einer Schlange gebissen und stirbt. Orpheus gelingt mit seinen Künsten der Zutritt zur Unterwelt, er will seine Gattin zu den Lebenden zurückbringen. Als er sich nach ihr umdreht, verschwindet sie wieder in den Hades.
Auch diesem Stoff widmen sich alle Kunstformen bis zur Gegenwart (1959 Film Orfeu Negro). Meist dominiert die Sicht des Orpheus. Seit Jänner 2013 ist am Wiener Akademietheater Elfriede Jelineks  SCHATTEN (Eurydike sagt)  zu sehen. Sieben Schauspielerinnen stellen die unterschiedlichen Sichtweisen Eurydikes dar. Im Grunde entscheidet sie sich für den Verbleib in der Unterwelt. Ihr Gemahl – in der Parodie eines Popsängers – ist ohnehin vor allem auf seine Wirkung auf das Publikum bedacht.  Die Autorin sitzt - personifiziert als Klappmaulpuppe - am Bühnenrand und kommentiert das Geschehen. Ein geistreiches, wortgewaltiges Stück bildmächtig umgesetzt. Der Nestroypreis stellt die verdiente Würdigung dar.
http://www.burgtheater.at/Content.Node2/
home/spielplan/event_detailansicht.at.php?
eventid=961964096&activateTab=
detail_cast#content
   
Beachte: Galerie  + Video/Audio

Michael Kohlhaas.
Regie: Arnaud des Pallières (2013)

An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.
So lautet der Beginn der Novelle Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas. Aus einer alten Chronik
(1810)
Die Frühe Neuzeit und die Napoleonische Ära sind Epochen vielfältiger Umbrüche.
Der in französisch-deutscher Produktion entstandene Film verlegt die Handlung in die Cevennen. Diese karge Bergregion ist von der Verfolgung der Waldenser im Mittelalter bis zum Widerstand im Zweiten Weltkrieg im Gedächtnis verankert.
Die Landschaft und das markante Gesicht des dänischen Hauptdarstellers Mads Mikkelsen sind wichtige Elemente zur Deutung der Handlung. Die vierte Verfilmung dieser Novelle folgt in Schnitt, Musik etc dem Rhythmus der meisterlichen Erzählkunst der Vorlage.
Die im abstrakt Historischen verankerte Filmhandlung schafft die nötige Distanz, um sich die Frage nach „Terrorist“ oder „Freiheitskämpfer“ neu zu stellen und damit auf unsere Zeit zu übertragen.
Im Interview erläutert der Regisseur u.a., weshalb die Hauptfigur in der französischen Originalfassung zum Schluss einige Sätze deutsch spricht:
http://www.arte.tv/sites/de/olivierpere-de/2013/09/01/interview-mit-arnaud-des-pallieres-um-den-film-michael-kohlhaas/

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/
michael-kohlhaas-im-kino-der-schmerz-sitzt-tiefer-als-der-zorn-12569469.html

 

syruini

Das Mädchen Wadjda.
Regie: Haifaa Al Mansour. (2012)

Im Königreich Saudi-Arabien gibt es keine Kinos, bewegte Bilder werden ausschließlich übers Fernsehen im privaten Rahmen konsumiert.  Die Regisseurin studierte in Ägypten und Australien und wählte als Drehort Riad. Die Medien berichteten von vielen Behinderungen der Dreharbeiten, fünf Jahre beanspruchte die Realisierung dieses Meisterwerks. In sensiblen, poetischen, auch humorvollen Sequenzen lernen wir  die handelnden Personen in Wohnungen, der Schule, in Geschäften, im Auto des für die Frau engagierten Fahrers oder zu Fuß auf  Plätzen und Straßen kennen. Mit großer Leichtigkeit und Ironie  bewegt sich die 10-jährige Wadjda auf ihren Converse-Schuhen und mit wenig sorgfältig drapiertem Schleier durch diese Welt.  Eines Tages  „schwebt“ ein Fahrrad auf einem Lieferwagen an ihr vorbei. Von nun an setzt sie all ihre Klugheit dazu ein,  dieses Rad zu erwerben. Sie möchte schließlich den Nachbarjungen beim Wettfahren besiegen. (Die von der Mutter halbherzig vorgebrachten Einwände – die der Religionspolizei - erreichen ihr Ohr nicht.) Es gibt noch andere Probleme: Ihr Vater wird von seiner Familie dazu gedrängt, eine Zweitfrau zu heiraten. Ihre Mutter kann ihm keinen Sohn mehr gebären. Die Lehrerinnen sind Meisterinnen des Versteckspiels. Tratsch, Neugierde und  Bosheit bestimmen die nach außen so  gebändigt wirkenden Mitschülerinnen. Trotz des arabischen Ambientes sind uns viele der zwischenmenschlichen Grundmuster seltsam vertraut. Erinnern sie an selbst Erlebtes oder von Großmutter und Mutter Erzähltes?
Das Königreich reicht diese deutsch-saudische Koproduktion für einen Oscar 2014 in der Sparte »Bester ausländischer Film« ein.

http://www.wadjda-film.de 

http://www.textezumfilm.de/print.php?id
=1290

http://www.kino-zeit.de/filme/das-maedchen-wadjda

Innere Blutungen

Dokumentarfilm von Anatol Bogendorfer & Florian Sedmak (2013)
Wie sich die 1960er und 1970er Jahre im Salzkammergut  (und nicht nur hier) „anfühlten“, das vermittelt uns dieser exzellente Film. Die aus 250 Stunden Amateurfilmmaterial verschiedenster Herkunft ausgewählten Filmsequenzen und Fotos sind akustisch meist kontrapunktisch unterlegt mit Berichten aus der Regionalzeitung – vorgetragen im Stil der Zeit - , authentischer Volksmusik, Beatmusik österreichischer Bands von damals und Beiträgen  eines Linzer Soundkünstlers. Auf die Widersprüche zwischen Idylle, Brutalität  und Aufbruchsstimmung reagiert das Publikum mit Gelächter und/oder Beklemmung.

http://www.sdmk.at

http://www.crossingeurope.at

http://www.salzi.at/2013/04/innere-blutungen-kinopremiere-fur-einen-salzkammergut-film/

Film: Hannah Arendt.
Regie: Margarethe von Trotta (2012)

H.A. nimmt für das Magazin „The New Yorker“ 1961 am Eichmann-Prozess in Jerusalem teil. Aus ihren Aufzeichnungen und Artikeln erscheint 1963 das Buch „Eichmann in Jerusalem – Ein Bericht von der Banalität des Bösen“. Es sorgt bis heute für heftige Kontroversen.
Barbara Sukowa  (1986 verkörperte sie Rosa Luxemburg im gleichnamigen Film der Regisseurin) erhielt für die Hauptrolle den Deutschen Filmpreis in der  Kategorie Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle
Ein Film für geschichtlich und am politischen Diskurs Interessierte.
Ein Interview mit der Regisseurin:
http://derstandard.at/1361240869111/
Unglaublich-wie-heftig-Kritik-auf-Arendt-prasselte

http://derstandard.at/1363705409116/Ein-ueberzeugter-oesterreichischer-Nationalsozialist

Oh Boy. Regie: Jan Ole Gerster  (2012)

I  read the news today, oh boy
Beatles. A Day in the Life. 1967 
Song + Text:
www.youtube.com/watch?v=pG1c0en3Shk

Der Titel – ein Kurzzitat aus dem Beatles-Song – weist uns den Weg zur Hauptfigur, dem Endzwanziger Niko Fischer (kongenial  dargestellt von Tom Schilling). Der durchgehend in Schwarz-Weiß gedrehte Film zeigt in perfekt komponierter Form einen Tag im Leben dieses sehr passiv wirkenden Mannes mit der Fähigkeit zur genauen Menschenbeobachtung. Berlin bietet den optischen, Jazz den akustischen Rahmen des als Abschlussarbeit mit kleinem Budget gefertigten Meisterwerks des deutschen Films.

http://derstandard.at/Kino?&d=2013-01-05&_s=1&m=107372

Angels´Share. Regie: Ken Loach (2012)

Seit fast einem halben Jahrhundert zeigt Ken Loach das Milieu der sogenannten „kleinen Leute“. Die Darsteller sind oft Laien. Diesmal erhalten vier Kleinkriminelle aus Glasgow – unter ihnen eine Frau – die Gelegenheit zum „Sozialdienst“. Auf einem privaten Ausflug mit ihrem Betreuer besuchen sie eine Whiskybrennerei. Sie erfahren vom Phänomen des „Angels´Share, dem Anteil des kostbaren Getränks, der  während der Lagerung verdunstet.  Robbie, vor kurzem Vater geworden, sieht eine Möglichkeit dem Kreislauf von Herkunft und Gewalt zu entkommen. Vor dem Hintergrund der enormen Jugendarbeitslosigkeit in Europa bietet diese feinfühlige Komödie einen weiteren Denkanstoß.
http://www.zeit.de/2012/43/Film-Angels-Share-Ken-Loach

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‹Fool of Love›

Shakespeare-Sonette mit Musik von Karsten Riedel und Franui. www.burgtheater.at
400 Jahre nach ihrer Entstehung und Herausgabe (und unzähligen Übersetzungen auch ins Deutsche) verlocken Shakespeares Sonette weiterhin dazu, sich in unterschiedlichen Ausdrucksformen mit ihnen auseinander zu setzen. Ein äußerst sinnliches, vielschichtiges Ergebnis des Zusammenspiels von Musik, Gesang, Schauspiel und Figurentheater u.a. ist bereits die zweite Saison am Wiener Burgtheater zu sehen.
Einen kleinen Eindruck vermittelt: Karsten Riedel & Franui: Let me confess. www.youtube.com/watch?v=IIQaR4TWGko

Lohnenswert ist auch die Erinnerung an die Produktion unter der Regie von Robert Wilson und mit Musik von Rufus Wainwright am Berliner Ensemble aus dem Jahr 2009.
www.youtube.com/watch?v=R3R_cX84IVo

Ferdinand Raimund. Alpenkönig und Menschenfeind. (1828)

Bietet ein „romantisch-komisches Original-Zauberspiel“ aus der Zeit des Biedermeier für heute gültige Aussagen im Rahmen des Österreich-Schwerpunkts am Burgtheater?  Bereits die knappe Inhaltsangabe mag manchen überraschen: „Jenen, die ihn lieben, macht er das Leben zur Hölle. Zugleich verhindert dieser Menschenfeind mit allen Mitteln die Liebe, wo sie neu erblüht. Astragalus, der Alpenkönig, die fabelhaft-lustvolle Naturgewalt, will das nicht länger mit ansehen. Er hält Rappelkopf buchstäblich den Spiegel vor und konfrontiert ihn mit dessen wahrem Ich. Die Therapie kann beginnen, das Besserungsstück nimmt seinen magischen Lauf. . . "  http://www.burgtheater.at 
Welche unglaublichen Eindrücke diese grandiose Inszenierung des Teams unter Regisseur Michael Schachermaier für uns bereit hält, ist unter „Pressestimmen“ nachzulesen.  Die schauspielerische Leistung, das Bühnenbild, die Kostüme u.a. werden durch die von Eva Jantschitsch (Gustav) verfassten und vertonten Couplets mit Liveband  in eine zauberhaft-heutige  Atmosphäre gehoben.

 

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Heinrich von Kleist (1777-1811)
Prinz Friedrich von Homburg. Ein Schauspiel.

Regie: Andrea Breth 

Der junge Prinz von Homburg (August Diehl), ein kriegserprobter General, wird dem Kurfürsten von Brandenburg (Peter Simonischek) als in Träumen versunkener Schlafwandler vorgeführt und von diesem geneckt.
Das Grundthema ist angeschlagen: Das Individuum ist Teil eines Strategiespiels, alle kennen, beachten oder missachten die Regeln gemäß den jeweiligen Machtinteressen. Für Visionen und Träume scheinen eher die Frauen Verständnis aufzubringen, doch meist agieren sie im Sinne des Systems.
Historische und biografische Bezüge sind leicht nachzulesen. Beklemmend ist das Erkennen der Aktualität der kleistschen Ideenwelt, die weniger an der psychologischen Durchdringung als an gesellschaftlichen Grundmustern interessiert ist.
Dies wird besonders im Vergleich mit Shakespeares, Lessings und Schillers historischen  Dramen deutlich.
Die Schlussszene kehrt an den finsteren Ort des Beginns zurück: Der Prinz hat inzwischen das Todesurteil wegen seines eigenmächtigen Vorgehens während der Schlacht akzeptiert. Der Kurfürst jedoch ist zur Begnadigung bereit. Mit therapeutischer Absicht wird am wieder schlafwandelnden Prinzen das „Schauspiel“ mit Lorbeerkranz und Kette wiederholt.
Doch für diesen zerrissenen, die Widersprüche seiner Zeit fühlenden Menschen gibt es keine „Gnade“.  In dieser grandiosen, in Koproduktion mit dem Burgtheater Wien erfolgten Inszenierung flüstert der Fürst den letzten Satz „In Staub mit allen Feinden Brandenburgs“ und zu Händels »Sarabande« aus der d-Moll-Suite wird die Beweinung des am Leben gescheiterten Prinzen angedeutet.

Ausblick: 1975 verwendet Stanley Kubrick für die Verfilmung des Romans „Barry Lyndon“ (junger irischer Adeliger des 18. Jhs) von William M. Thackeray (geb. 1811) dasselbe Musikstück Händels.

http://www.salzburgerfestspiele.at

Gespräch mit Andrea Breth: http://oe1.orf.at/artikel/311310

http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/
buehne_konzert/andrea-breths-prinz-friedrich-von-homburg-bei-den-salzburger-festspielen-1.17415373

otto_lechnerOtto Lechner. Theater Drachengasse, Wien

René Pollesch. Dramatikerpreis 2012

»Die Liebe zum Nochniedagewesenen«  Uraufführung 7. Dez. 2011 am Wiener Akademietheater

Das Chanson „La Mer“ (Charles Trénet) bildet die akustische Brücke zum ersten „Bild“:  einem Schiffbruch in tosender See. Vier Personen (und die Souffleuse auf der Bühne) entwickeln jene "hoch innovative Variante des Sprechtheaters“, für die der Autor den Preis erhielt.  Zitate des französischen Philosophen Jean-Luc Nancy verbinden sich mit Zeitgeist-Wendungen. Assoziationen an einen Woddy Allen Film, Shakespeare, das griechische Theater u.a. stellen sich ein.  Der riesige sich selbst aufblasende  (gordische?) Knoten dient als Klettergarten und ironisierende Metapher. Die backstage  eingesetzten Filmkameras und die Projektion auf den Theatervorhang (ein seit vielen Jahren an der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz erprobtes Mittel) ermöglichen einen augenzwinkernden Kontakt zu dem in seinen Erwartungen vielleicht enttäuschten Publikum.  Wer sich dieser geistreichen, banalen Suada mit vielen komödiantischen Spiel- Elementen hingibt, findet zwar keine Antworten aber immerhin viele Anstöße zum genaueren Hinschauen und Hinhören in unserer verwirrenden Welt.

http://www.burgtheater.at/

http://pollesch.posterous.com/

http://www.youtube.com/watch?v=
b59JkSAW9QU

Der Theaterregisseur René Pollesch im Portrait in der ZDF-Sendung »Abgeschminkt«, 23.03.2010

 

Cheyenne. This Must Be the Place.

Ein Film, der fasziniert und überrascht. Dem Regisseur Paolo Sorrentino ist es zu danken,  Sean Penn für die Darstellung des in die Jahre gekommenen Rockstars der 80er Jahre gewonnen zu haben.
Erinnerungen an die Musik dieses Jahrzehnts werden nicht nur durch den Filmtitel wach (Talking Heads 1983). David Byrne schrieb die Filmmusik und tritt an einem wichtigen Punkt der Filmhandlung mit seiner Band auf. Die Faszination, die von den vielen Anspielungen auf die Film- und Rockgeschichte, den wunderbaren Landschaftsaufnahmen, der Zeichnung der Haupt- und vieler Randfiguren und den Kameraeinstellungen ausgeht, wird ergänzt durch die stets unerwartete Handlungsführung. Nach dem Tod des Vaters setzt Cheyenne in den USA dessen Suche nach dem Mann fort, der ihn in Auschwitz gedemütigt hat . . .
http://www.cheyenne-derfilm.de/
http://www.zeit.de/kultur/film/2011-11/film-cheyenne-this-must-be-the-place

Arthur Schnitzler

Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten. Deutsches Theater, Berlin. (Uraufführung 1904, ebenda) Regie: Christian Petzold (Filme: Yella, Jerichow u.a.) 
»Aber ich für meinen Teil finde: Eine Lüge, die sich so stark erwiesen hat, daß sie den Frieden eines Hauses tragen kann, ist mindestens so verehrungswürdig als eine Wahrheit, die nichts anderes vermöchte, als das Bild der Vergangenheit zu zerstören, das Gefühl der Gegenwart zu trüben und die Betrachtung der Zukunft zu verwirren.«
Dr. Reumann I.5.
Es fasziniert und irritiert, wie vertraut uns die Personen der Wiener Gesellschaft um 1900 erscheinen. Die »Egoisten« oder »Der Junggeselle« waren als Titel vorgesehen.  Einsamkeit, Melancholie und Orientierungslosigkeit prägen das Leben der nächsten Generation,  der Geschwister Johanna und Felix.  Zum 150. Geburtstag des Autors sind an vielen Bühnen neue Inszenierungen der meisterhaften Stücke Schnitzlers zu sehen.

http://www.volkstheater.at/

maschek 101010

Geistreicher und humorvoller wurden Finanzsystem, Politik und Medienwelt selten präsentiert: Aus 100 Stunden Originalmaterial montiert und live "besprochen". Derzeit auf Österreichtournee.

Der Name der Leute
(Le nom des gens, 2010)

Welche Hinweise über die Identität eines Franzosen kann ein Name wie Arthur Martin geben?  Noch dazu, wenn eine Traditionsfirma für Küchengeräte auch so heißt? Allerdings darf  die Familie der Mutter  nie erwähnt werden. . . Den weiblichen Vornamen Bahia ordnen viele Menschen Brasilien zu – in dieser Komödie trägt ihn eine junge Frau, deren Mutter Französin mit den Idealen von 1968 ist,  und deren Vater  aus Algerien stammt. Rasant und vielfältig  entwickelt sich die Handlung, die filmischen Mittel tun es ihr gleich. Das Ergebnis ist ein köstlicher, geistreicher Film mit exzellenten schauspielerischen Leistungen.

http://www.dernamederleute.x-verleih.de/
http://www.kino-zeit.de

Die Anonymen Romantiker
(Les émotifs anonymes, 2010)

Angélique, eine begnadete Chocolatière, versucht in der Selbsthilfegruppe „ Die anonymen Hochsensiblen“ (wörtl. Übersetzung) ihre Schüchternheit zu überwinden. Jean-René, Besitzer einer Schokolademanufaktur in finanziellen Nöten, besucht regelmäßig einen Therapeuten. Die sich entwickelnde Liebesgeschichte  stolpert zunächst über die Ängste der beiden,  findet jedoch wie nach der Rezeptur von Schokolade („Der bittere Geschmack ist wichtig, Ja das Bittere. Ein mehr oder weniger bitterer Geschmack, das unterscheidet sie von Süßigkeiten.“) zu einem guten Ende.
Neben den in der französischen Komödie tradierten Stilmitteln wie Tanz und Gesang der Hauptfiguren (z.B. Catherine  Deneuve. 8 Frauen, Das Schmuckstück) nennt die Hauptdarstellerin in einem Interview auch Anregungen  aus „Sound of Music“ (Julie Andrews).
Eine heiter-tiefgründige Komödie über ein Thema, das sicher nicht nur Menschen aus der Zeit der Filmhandlung betrifft.

http://www.die-anonymen-romantiker.de/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/
fazit/1524663
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Diknu Schneeberger Trio. Spirit of Django

Wer sich einmal mit der Musik des 1953 verstorbenen Django Reinhardt beschäftigt hat, wartet gespannt auf ein Live-Konzert des 1990 geborenen Wieners Diknu Schneeberger. Dieser Abend bot dann Hörerlebnisse vom Feinsten. Das Publikum dankte mit frenetischem Beifall.

Peter Hacks (1928 – 2003)

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An wenigen Künstler-Biografien lässt sich die deutsche und die deutsch-deutsche Geschichte so plastisch darstellen wie an der des über zwei Jahrzehnte lang äußerst erfolgreichen Autors. Geboren in Breslau, Studium in München, ab 1955 in der DDR. http://www.peter-hacks.de/

Im Westen fanden in den 70er Jahren ironisch-freche Kindermärchen und flotte Gedichte für Kinder  Beachtung bei der damaligen Elterngeneration. Bis heute ein  klug-hintergründiges Leseerlebnis beschert die Erzählung Der Bär auf dem Försterball, illustriert von Walter Schmögner (1972). 
Ein Welterfolg wurde  sein „Monodrama”
»Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe« (1974). Nach dem fluchtartigen Aufbruch Goethes nach Italien im Jahre 1786  hält Charlotte von Stein eine Klagerede, welche die vielen Facetten ihrer Beziehung zu Goethe (und zu ihrem Gatten) nachempfinden lässt.

2008 veröffentlichten Wiglaf Droste und das Spardosen-Terzett  eine CD mit kongenialen Vertonungen der besten Liebeslieder unter dem Titel »seit du da bist auf der welt«.

2010 wagt sich das Deutsche Theater, Berlin an die Interpretation des 1962 an diesem Theater uraufgeführten und 1963 nach intensiven politischen Debatten wieder abgesetzten Stückes »Die Sorgen und die Macht«.
Die Beschäftigten einer Brikett- und einer Glasfabrik geraten in wirtschaftliche, politische und emotionale Widersprüche. In diese spannende Handlung werden Elemente der damaligen realen Streitpunkte (Wolfgang Langhoffs Ende als Intendant), lyrische Texte des Autors u.a. einbezogen. Im Programmheft steht zu lesen: Hier hat das Stück eine Geschichte, hier hat es den Skandal gegeben, hier gehört es hin . . . In Berlin aber ist die Vergangenheit noch anwesend, auch in den Biographien vieler Zuschauer und natürlich auch in denen der älteren Schauspieler.  Die Reaktionen auf diese Inszenierung beweisen den Erfolg dieser künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Dramentext und dem politisch – ästhetischen Diskurs der frühen 60er Jahre in der DDR. http://www.deutschestheater.de/spielplan/
spielplan/die_sorgen_und_die_macht/

Daniel Kahn & The Painted Bird.
Faszienierende Hörerlebnisse zwischen Klezmer und Kurt Weill.

Vom Roman (1874) zu Comic Strips, zur Graphic Novel zum Film: Immer Drama um Tamara

Seit den frühen 70-er Jahren zeichnet Posy Simmonds für die englische Tageszeitung  The Guardian  wöchentlich Comic-Strips in Fortsetzungen. Nach „Gemma Bovery“  erschien „Tamara Drewe“ später als Graphic Novel in Buchform. 2009 wurde dieses Werk auf dem Internationalen Comicfestival in Angoulême mit dem Prix de la critique ausgezeichnet.
Simmonds ließ  sich von einem Roman des im deutschsprachigen Raum viel zu wenig beachteten Autors Thomas Hardy. Far from the Madding Crowd (Am grünen Rand der Welt) inspirieren.
Mit spöttisch-kritischem Blick werden uns die unterschiedlichen Figuren in der idyllischen südenglischen Landschaft vorgestellt: Schriftsteller mit und  ohne Schaffenstief, Gattinnen, die allzu gerne verzeihen, pubertierende Mädchen, die einen  Rockstar anhimmeln, ein perfekt aussehender Gärtner und schließlich Tamara, die als ehemals  hässliches Entchen aus dem Dorf nach der chirurgischen Korrektur ihrer Nase  für allseitige Verwirrung sorgt.
Höchstes intellektuelles Vergnügen bereiten die zeichnerischen Qualitäten (Menschen, Landschaften etc) und die ungewöhnlich vielschichtigen Textpassagen: Die Texte in den Sprechblasen werden ergänzt durch Selbstbeschreibungen der Personen und Erzählpassagen. Der Standpunkt der Journalistin Tamara wird in ihren Kolumnen wieder gegeben.
Stephen Frears Komödie übernimmt den ironisch-bösen Blick auf  Personen, deren Leben zwischen Sein und Schein wir gut zu kennen glauben.

http://oe1.orf.at/artikel/265572                        http://www.taz.de/1/leben/buch/artikel/1/intrigen-luegen-tote/

 

Street-Art und Film: Bansky

Gegenseitige Beeinflussungen zwischen den verschiedenen Genres der Kunst sind nichts Neues. Wenn allerdings der  geheimnisvolle Graffiti-Künstler Bansky, dessen Werke inzwischen zu Höchstpreisen gehandelt werden, als Regisseur des Filmes »Exit Through the Gift Shop« genannt wird, lohnt sich ein zweiter Blick.
Anlässlich der Präsentation bei der Berlinale 2010 titelt die BBC online-Seite:
It's the long-awaited interview with British street artist Banksy.
The only problem is that he's just a dark silhouette, surrounded by some of his famous pieces of subversive art. . . .
Eigentlich sollte eine Reportage über Bansky, der seine Identität nicht preisgibt, entstehen. Doch bald sind die Rollen getauscht und es entsteht ein „brüllend komischer und kluger“ Film.

flechtwerk

Theater in der Fabrik.
Jura Soyfer. »Der Lechner Edi schaut ins Paradies« (1936)

Das freie Ensemble bühne04  nützt die Herausforderung keinen fixen Spielort mehr zu haben:  In der Lösehallte der ehemaligen Tabakfabrik in Linz nehmen wir teil an der Fantasiereise des arbeitslosen Lechner Edi, seiner Freundin Fritzi und der Maschine Pepi. Das Mehrfachtalent  des mit nicht einmal 30 Jahren im KZ Buchenwald an Typhus verstorbenen Jura Soyfer wird in vielen Publikationen gewürdigt. Diese Inszenierung schafft eine Atmosphäre der Anklage, der Poesie,  des Witzes und wunderbarer Seh- und Hörerlebnisse.  Die präzise Choreografie (zeitweise im slapstickartigen Spiel mit Objekten) wird unterstützt durch abwechslungsreiche Videos, stimmungsvolle Lichtgestaltung des Industrieraumes, die Aussage betonendes Schattentheater,  ernste oder witzige Dialoge und Songs. Der fulminante Klangteppich des Akkordeonspiels setzt die akustischen Akzente. 
Die Aktualität des Stücks scheint zunächst in Edis Schicksal und seinem Versuch zu liegen, das Rad der Geschichte zurück zu drehen. Der Blick in das Paradies verändert seine Einstellung zum Fortschritt und der Rolle der Menschen grundlegend: Auf uns kommt`s an.
Im Programmheft ist zu lesen: Seine Botschaft . . . hat uns bei der Probenarbeit geleitet, sein literarisches „Erbe“ möchten wir „gehörig verwalten“.   www.buehne04.at

 

Berlin grüßt das Salzkammergut:
»Im Weißen Rößl (sic!) am Wolfgangsee« Singspiel in drei Akten von Ralph Benatzky

1930 begann der Welterfolg der Operetten-Revue im Berliner Großen Schauspielhaus. Was die ca. 5000 Zuschauer pro Aufführung damals zu sehen u. hören bekamen, hat kaum etwas mit den geglätteten Versionen in Theater und Film ab den 1950-er Jahren zu tun.
Die verschollen geglaubten Orchesterstimmen der Uraufführung wurden 2008 wieder entdeckt. Seither begeistern unterschiedlichste frech-ironische Inszenierungen der Geschichte  vom Zahlkellner Leopold u. der Rössl-Wirtin Josepha ihr Publikum. (Übrigens, auch die aus Berlin stammenden Gäste kriegen ihr Fett ab.)
Wir  aus dem Salzkammergut Angereiste erlebten in der Komischen Oper Berlin einen bemerkenswerten Abend. Kaum begannen wir uns im vertrauten Ambiente der Berge, der Häuser wohl zu fühlen, wurden wir durch entlarvende Dialoge, Gesangs- oder Tanzeinlagen u.a. aus der Rührseligkeit gerissen. Die pointierten Bezüge zu Österreichs Geschichte und Gegenwart machten mich manchmal zur einzigen Lacherin meiner Sitzreihe. Wer die Musik, sowohl die der bekannten „Ohrwürmer“ als auch die zu den mitreißenden Tanzeinlagen, und einige Szenen vor dem Hintergrund der 30-er Jahre begreift, erkennt sofort, weshalb dieses Stück bis 1945 verboten war. In bester Nestroy-Tradition begeistern auch Liedtexte wie „Einmal Kaffee, ein weiches Ei, ein bissel Lieb`, vier Kronen zwei!“  oder „So schön wie in Wolfgang ist`s nirgends auf der Erd`. Bei uns, da ist`s richtig, in der Stadt ist`s verkehrt. Holdrioh!“
http://www.komische-oper-berlin.de/spielplan/premieren/im-weissen-roessl/

Filme:

Drei. Tragikomödie von Tom Tykwer  mit Sophie Rois, Sebastian Schipper, Devid Striesow u.a.
Glaubt alles, was ihr an Positivem über diesen Film lesen könnt. Dass sich ein Hetero-Paar  unabhängig voneinander in denselben Mann verliebt, wird mit Sensibilität und Humor erzählt. Auch die Filmsprache geht manchmal ungewohnte Wege . . .
http://www.kino.de/kinofilm/drei/122940.html

Ich sehe den Mann deiner Träume. (You Will Meet a Tall Dark Stranger) von Woody Allen mit Anthony Hopkins, Josh Brolin, Gemma Jones, Naomi Watts, Antonio Banderas, Freida Pinto
Mit viel Mitgefühl, Schadenfreude und Betroffenheit verfolgen wir den  Reigen der in Alter, sozialer Stellung und Charakter so unterschiedlichen Personen. Die herausragende schauspielerischen Leistungen, der Schauplatz London und der unerwartete Gang der Handlung lassen die Herzen aller Allen-Fans höher schlagen.
http://www.zeit.de/2010/49/Kino-Woody-Allen

Kinoprogramm  www.kino-ebensee.at

Robert Schumann. Frauenliebe und Leben.  Lieder nach Adelbert von Chamisso.  (verschiedene Interpretationen)  großes Hörerlebnis